Die 4 Regeln des Kapitalismus

Diesmal gibt es haufenweise zu Lesen!!!!! Und zwar bekam ich kürzlich folgendes Mail:

    Der folgende Link ist eine kleine Kritik zu Ihrem vorgestellten Buch: "Kapitalismus - ein System das funktioniert".

Diesen Beitrag nahm ich zum Anlaß, bezugsmäßig die einzelnen Abschnitte behandelnd, nochmals meine Sichtweise zu erläutern. Wobei ich mich eher allgemein gehalten habe und kaum direkt auf einzelne Textstellen eingehe. Ansonsten wäre es wahrscheinlich noch länger geworden, was nun aber wirklich unzumutbar gewesen wäre . Deshalb bringe ich hier auch nur die Abschnittsüberschriften von "Die 4 Regeln des Kapitalismus". Im Bedarfsfall müßt ihr euch das Ding eben ausdrucken und nebendran legen.
Ich will noch erwähnen, daß ich durchaus nicht alles als völlig falsch erachte. Nur meine ich, daß er - im Großen und Ganzen - zu undifferenziert und, vor allem, nicht zu Ende gedacht ist.
Ich hoffe, ich konnte mich halbwegs verständlich ausdrücken. Bemüht habe ich mich jedenfalls. In diesem Sinne, los geht's!

 

MEINE SICHT DER DINGE zur "Kritik" an »Der Kapitalismus - Ein System, das funktioniert«

Zuvorderst will zwei Dinge betonen:

1.) Ich bitte darum, vorher den Text genau durchzulesen und, wenn irgendwie möglich, am Besten das ganze Buch. Desweiteren weise ich insbesondere nochmals auf den Link auf der letzten Seite der *pdf "Der Kapitalismus-Ein System, das funktioniert" hin: "Macht, der Staat und die Institution des Eigentums". Denn nur mit der dort beschriebenen Weiterentwicklung der "Theorie", ergibt sich das komplette Bild!!

2.) Lasst euch nicht von dem Titel "Der Kapitalismus-Ein System, das funktioniert" irritieren. Die Quint-Essenz - von beiden "Werken" zusammen - ist nämlich im Grunde genau das Gegenteil: "Es" funktioniert auf Dauer eben nicht!! So gesehen, ist die "Endaussage" beinahe die Selbe .

    Da die Abgabenerhöhung jedoch zur Vermeidung des Staatsbankrotts aufgrund der zusätzlichen Verschuldung des Staates beim Publikum in berechenbar endlicher Zeit kommen muss, diese Abgabenerhöhung aber in ebenfalls berechenbar endlicher Zeit nicht mehr durch die abgabemindernde Verschuldung des Publikums im Publikum aufgefangen werden kann, muss das auf Abgaben basierende Machtsystem zusammenbrechen. Da wir das Abgabensystem gern als Kapitalismus (recte: Debitismus) bezeichnen, ist der Zusammenbruch des gesamten Systems unausweichlich. Dies hat mit dem Eigentum selbst nichts zu tun, sondern ist einzig und allein eine Folge des Systems, das Abgaben mit Hilfe von Macht, also bewaffnetem Zwang erhebt.

    Heerscharen von Philosophen, Historikern, Soziologen und Ökonomen haben sich mit dem Phänomen des „Aufstiegs und Niedergangs“ beschäftigt, ohne auf den Kern des Problems zu stoßen, nämlich seine prinzipielle Unlösbarkeit. Sämtliche Versuche, die von Platons Ideal des „klugen Herrschers“ über das Konstrukt eines Gesellschaftsvertrages im Sinne von Hobbes oder Rousseau bis zur aktuellen Forderung nach einem „minimalist government“ reichen (Roth 2002) sind von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Sie können die Zeitdauer eines konkret ausgeformten Machtsystems zwar strecken, seinen Untergang jedoch nicht verhindern, woraufhin sich – auch unter der Möglichkeit eines langanhaltenden stagnativen Zustands („dark ages“) - andere Machtsysteme entwickeln, auf die jedoch zwangsläufig ein gleiches Schicksal wartet,... ("Macht, der Staat und die Institution des Eigentums", Seite 52)

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Die 4 Regeln des Kapitalismus, Einleitung

Ganz PRINZIPIELL: 
Aus meiner Sicht geht es nicht um "möchte" oder "hätte gern". "Der Kapitalismus" ist in letzter Konsequenz Debitismus, und somit ganz sicher kein Wunschkonzert.
Laßt es mich mal so ausdrücken: Die quasi naturgemäße Vorgabe heißt Debitismus. Das ist die Grundlage!! Der Mensch hat in seiner Geschichte angefangen sich irgendwie zu organisieren. Dabei kamen dann Kommunismus, Sozialismus, Monarchien, Diktaturen, Aristokratien, Demokratien, diverse Mischungen aus allem und was weiß ich noch heraus. Alle Systeme sind - früher oder später - zum Scheitern verurteilt, weil sie alle auf einer Machtstruktur basieren. Der Einfachheithalber nennen wir "es" den "Staat". Er unterläuft durch sein Vorhandensein das, was allem zu Grunde liegt: die Schuld (debitum=das Geschuldete). Oder besser, er unterläuft die Tilgung der Schuld. Er ist der Einzige, der "die Schuld" niemals abträgt und - aus vielerlei Gründen - auch niemand Anderen ersatzweise dazu zwingt. Andererseits - und gleichzeitig - ist es aber auch der Staat, der als Obereigentümer (nicht Besitzer sondern EIGENTÜMER) des Grund und Bodens vor jeglichem privaten Engagement vorhanden ist, vorhanden sein muß. Nur er kann durch sein Machtmonopol (Armee, Polizei usw.) die Schuld (Kontrakte) absichern und umläufig machen (=Geld). DAS ist die Voraussetzung zum "echten" Wirtschaften, im Gegensatz zu einer Tausch- oder Stammeswirtschaft o.ä.
Einige Staatsformen geben nun hier und da Teile ihres Obereigentums ab (im Besten Falle dann "Minimalstaat") und ermöglichen es dem privaten Sektor (jetzt als "Unter"besitzer, "Ober"eigentümer bleibt nach wie vor der Staat) so die Schuld abzutragen. Je tiefer und intensiver dies die jeweilige Gesellschaft durchdringt, umso länger hält das System. Das, dieses "je tiefer und intensiver", wird für mich durch "den Kapitalismus" repräsentiert. Der Kapitalismus ist die Art System, die auf der Grundlage Debitismus noch am Besten bestehen kann. Kommunismus und Sozialismus beispielsweise, stehen für das genaue Gegenteil und sind darum noch schneller dem Abgrund entgegen geschritten.
Ganz nebenbei: bei - zum Beispiel - einem staatlichen Rüstungsetat von mind. 500 Mrd.$ für die USA, kann deshalb in meinen Augen auch keine Rede mehr von einem echten kapitalistischen, oder marktwirtschaftlichen System sein. Das wird zwar überall so propagiert, trifft meiner Meinung nach aber mitnichten den Kern. Oder wie sonst, ist nebenstehende Graphik erklärbar? (Das gilt natürlich auch für die BRD)

     

Regel Nr. 1 des Kapitalismus: Aus Geld noch mehr Geld machen

Lese ich da leise Zinskritik heraus ? Komischerweise lese ich aber NIE die Fragen: "Wo kommt der Zins eigentlich her? Wie ist er enstanden?". Das halte ich aber für ungeheuer wichtig!! Denn die Kritik an Selbigem, ist erst der zweite Schritt. Unbedingt vorgelagert muß im ersten Schritt die Entstehung betrachtet werden. Erst dann kann ich eine wirklich zielgerichtete Kritik anbringen und evtl. auch Lösungen andenken.

Historisch bekommen wir schon rein sprachlich genug Hinweise. Ein paar seien hier nochmals gezeigt:

GELD: ...in gotisch gild »Steuer«; altnordisch gjald »Bezahlung, Gabe, Tribut«.....
(Quelle: KLUGE: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache (De Gruyter Verlag))

    Geld: ...gotisch gild (“Steuer, Zins”),... (Quelle)

cins (lat. census): census. cins. zins 'Steuer, Abgabe'. (Quelle: Lexikon des Althochdeutschen (8. Jahrhundert))

    Steuern:
    Zwangsabgabe die alle Einwohner eines Gebietes ihrem Herrn zu entrichten hatten. Die Vielfalt der Steuern war im Mittelalter außerordentlich. (s.) Besthaupt, Frondienst, Futterabgabe, Holzgeld, Mahlzins, Mastzins, Mietzins, Pferdezins, Weidegülte, Wegezoll, Zehnt. .....  (www.rittertum.de)

    Engwanger Zehnten
    Der "Zehnten" hat seinen Ursprung im alten Testament. Moses schreibt vor, dass jedermann zum Unterhalt der Priester den zehnten Teil vom Ertrag des Bodens und von den Früchten der Bäume geben solle. Der Zehnten war der Grundzins des Lehenmannes an den Lehenherrn.
    .....
    Alle Erträge wurden im Zinsbuch feinsäuberlich festgehalten. Ein Beispiel dafür ist das Zinnß Buch der Herrschaft Altenklingen aus dem Jahre 1641 der "Edlen und Vesten" Herren David und Caspar Zollikofer. Aus diesem Buch geht hervor, was Sebastian Burgermeister für das Erblehen zur Altenburg auf Martini zu zinsen hatte, unter anderem 6 Mütt Kernen, 6 Mütt Haber und 200 Eier. (Quelle)

    Mehr davon könnt ihr HIER nachschauen!

Offensichtlich werden Geld, Steuern und Zins in einem Atemzug genannt, haben die selbe Herkunft, den selben Wortstamm! Warum? Zufall? Oder doch ein "tieferer Sinn"? Weiteres Zitate:

    [...] Bauern, welche von ihrer Produktion lebten und mancherorts noch leben, hatten für Geld keine Verwendung. Geld war eine städtische* Erfindung. Bauern, die bis ins 18 JH. die Mehrheit der Bevölkerung stellten, produzierten vorwiegend für den direkten Konsum, fürs Überleben. Geld wurde allenfalls für Steuern nötig. [...] Geld wurde auch nötig zur Bezahlung von Söldnern, die ihren Acker nicht mehr bestellen konnten. Mit der zunehmenden Anbindung an den geldwirtschaftlich organisierten  Markt, wurde die Landwirtschaft aber auch krisenempfindlicher. Die breiten Schichten der ländlichen Bevölkerung haben auch bei intensivster Arbeit nur ein geringes Geldeinkommen und erzielen keinen wesentlichen Vermögenszuwachs. Die Wert-Akkumulation findet in der Mittel- und Oberschicht statt, sowie bei den staatlichen Institutionen. ..... Hieraus...
     

    *..... Die meisten Städte wurden von Adeligen gegründet. Erst wenn Städte das Marktrecht erhielten, waren sie richtige Städte. Einige Städte wurden reich und mächtig. Der Kaiser selbst nahm sie unter seinen besonderen Schutz. Diese Städte nannten sich „Freie Reichsstädte"..... (>>)

"Urplötzlich" haben die Bauern zum Zeitpunkt X also Steuern, (=Zwangsabgabe, immer mit Hilfe von Waffengewalt eingetrieben) zu bezahlen; eine Schuld, die es vorher nicht gab!
Nehmen wir "den Zehnten" als Beispiel, so muß der Bauer zu eben jenem Zeitpunkt X - dem "Zinstag" (Beispiel: "An Martini waren die Abgaben an Herrscher , Kirchen und Klöster zu zahlen. Seit Karl dem Großen gilt dieser Tag als Zinstag. Noch heute wird in einigen ländlichen Gegenden am 11. November die Pacht fällig." >>) - von seiner 100 Sack-Getreideernte, zehn Sack an die Machthaber abgeben. Machhaber, die ansonsten kein weiteres Einkommen haben. Ich erinnere: "Bauern...produzierten vorwiegend für den direkten Konsum, fürs Überleben." Ein "Staatsschuldner" ist geboren! Der Bauer weiß aber nun, das er zum Zeitpunkt "Zinstag" zehn Sack Getreide weniger hat, als er ursprünglich zum Überleben angesetzt hat. Was tun? Um Überleben zu können, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich diese zehn Sack Getreide zu leihen! Ein potentieller "Privatschuldner" ist geboren!! Aber bei wem? Der benachbarte Bauer - der potentielle Gläubiger - hat möglicherweise das selbe Problem!! Wir haben auf einmal den Umstand, das "im System" zehn Sack Getreide fehlen - der Zins! Selbst wenn der "Gläubigerbauer" ein paar Sack entbehren kann, dann...: "Daher kommt es zu einem Leih- bzw. Verschuldungsvorgang nur, wenn der Gläubiger sicher ist, daß - in der bekannten Rhythmik von guten und schlechten Ernten - die nächste Ernte wieder eine gute sein wird. Nur dann wird er etwas hergeben. Aber dann weiß er auch, daß mit der guten Ernte eine schnelle »Entwertung« aller Bestände eintreten wird, der alten und der neuen, ganz einfach weil die Menge steigt. Diesen Wertverlust muß der Schuldner kompensieren - eben durch den Zins!" ("Der Kapitalismus-Ein System, das funktioniert", Seite 21).

Da der Zinstag aber auch für den Machthaber erst in Zukunft ansteht (=Zeit vergeht!!!!) - z:B. auch weil die Ernte einfach erst noch ansteht - seine Zinsbote (Geldeintreiber eines Adligen, der die Abgaben (Steuern) einsammelte. >>) aber schon jetzt etwas zu Essen braucht, ist der Machhaber gezwungen, sich sofort - vor dem Zinstag - Getreide zu besorgen. Er muß sich bis zum Zinstag etwas leihen. Er muß sich verschulden!! ==> Macht- bzw. Staatsverschuldung!!
Natürlich könnte er sich die nötigen Ressourcen unter Waffeneinsatz auch schon jetzt beschaffen - ich denke, daß dies auch in der Art geschehen ist, was wohl allerdings schnell den Zusammenbruch des jeweiligen Machtsystems zur Folge hatte -, nur hat er dann ein Problem:

    Seine [des Staates] Form überall die Herrschaft: die Ausbeutung als »Recht«, als »Verfassung« auferlegt und streng, wenn nötig grausam, aufrecht erhalten und durchgesetzt: aber doch das absolute Eroberer-Recht im Interesse des dauernden Grundrentenbezuges ebenfalls rechtlich eingeengt. Die Leistungspflicht der Untertanen ist begrenzt durch ihr Recht auf Erhaltung bei der Leistungsfähigkeit; das Steuerrecht der Herren ist ergänzt durch ihre Schutzpflicht nach innen und außen - Rechtsschutz und Grenzschutz. ("Der Staat", Franz Oppenheimer)

Sprich, der Machhaber muß - schon aus reinem Egoismus - dafür Sorge tragen, daß seine Untertanen (=Zins(Steuer)zahler) nicht selbst verhungern. Wem sollte er ansonsten noch den Zehnten abnehmen? Will er auch weiterhin von Steuereinnahmen bequem leben können, bleibt also nur  Verschuldung!! Wie gesagt, Staatsverschuldung!!!
Und da wir wissen... "Geld gab es schon lange vor den Münzen. Geld gibt es, sobald es Schulden gibt. Denn Geld ist nichts anderes als umlauffähig gemachte Schulden, also Schulden, die auch noch von anderen anerkannt werden als jenen Gläubigern und Schuldnern, zwischen denen die ursprüngliche Schuld einmal entstanden ist." ("Der Kapitalismus-Ein System, das funktioniert", Seite 21), ...hat eine solche Verschuldung im Anfangsstadium auch durchaus in Getreide, Vieh (Nicht nur im Lateinischen stammt das Wort pecunia (Geld) von pecus (Vieh) ab. Das englische fee (Gebühr) ist noch klanggleich mit dem deutschen Vieh und auch das Wort Schatz hat seinen Ursprung im gotischen scatta (Rindvieh) >>), oder sonst was bestanden.

Der Steuer ist der Zins (der Erstzins, sozusagen)! Einmal durch die jeweilige Macht erzwungenermaßen in die Welt gesetzt, müssen sich die Privaten abstrampeln (=Wirtschaften, im Gegensatz zum "direkten Konsum, fürs Überleben", z.B. das Rad erfinden , damit alles um ein Vielfaches schneller geht und somit mehr abwirft), um ihn zu begleichen.

Die Entwicklung von "Gesellschaftsbildungen der primitiven Ackerbauern" die "kaum mehr Ähnlichkeit mit einem »Staate« als die Jägerhorden haben" ("Der Staat", Franz Oppenheimer) bis zu den heutigen Staats- und Geldsystemen lief nicht gradlinig ab, sondern, sowohl geographisch als auch zeitlich, wohl eher ziemlich inhomogen. Alle möglichen Mischformen von Staats-, sowie der Natural- und "Geld"abgabesysteme waren - soweit ich das beurteilen kann- darunter. Unter anderem auch die Versuche, den Staat seine Schulden durch eigenes "Gelddrucken" entledigen zu lassen (Beispiel: "John Law (1671-1729) - und sein Papiergeld"). Da dies, wie nicht anders zu erwarten, regelmäßig schief ging, wurde der Staat immer wieder als normaler Kreditnehmer am Markt (=Bankensystem) behandelt. So ist es auch heutzutage!

    Dass Zins (census) und Steuer dasselbe sind, ist bekannt. Es muss nur noch hinzu gefügt werden, dass sich bei der Beschaffung des (Steuer-)Zinses ebenfalls wieder Zins- also Steuertatbestände ergeben, was sich bis in die Gegenwart hinzieht: Die unabdingbare Beschaffung des Steuerzahlungsmittels Geld wird gleich noch einmal besteuert – in der Form des Notenbanken- „Zinssatzes“. ("Macht, der Staat und die Institution des Eigentums", Seite 57) ==> Der Zweitzins!!!

Daraus folgt dann:

    Kapitalismus und Nonflation. Das ist es!
    Nur leider: So einen schönen Zustand kann es nur geben, wenn wir alle mit ehrlichen Karten spielen. Wenn wir als Schuldner auch alle zur (deflationären), Leistung zu zwingen sind. Sobald ein Falschspieler am Tisch Platz nimmt, ist es aus.
    Dieser Falschspieler ist der Staat.
    Der Staat als infallibler Schuldner.
    Denn ein Schuldner, der zwar Schulden machen darf, der aber anschließend nicht zur Leistung zu zwingen ist, muß das Preisniveau infiationieren.
    Daher kann es in einer freien Wirtschaft immer nur eine Inflationsquelle geben: den Staat.

    Da der Staat die Schulden, mit deren Hilfe er inflationiert hat, nicht durch zusätzliche Leistung abgetragen hat bzw. durch seine Steuerzahler hat abtragen »lassen«, sind diese Schulden übriggeblieben. Daher endet auch jede Inflation nicht etwa mit einer allgemeinen »Entschuldung«, sondern damit, daß die Schulden auf Höchststand liegen und anschließend die Schuldner reihenweise krachen.
    ("Der Kapitalismus-Ein System, das funktioniert", Seite 27)

Der lange Rede kurzer Sinn: Einfach nur Kritik am Zins - oder am Zinssystem - zu üben, springt meiner Meinung nach definitiv zu kurz! So lange es einen Staat, eine übergeordnete Macht gibt, die Steuern erhebt, so lange gibt es einen Zins und "sein" System. Der Staat ist der Initiator! Er ist es, der "das System" lostritt und immer wieder lostreten wird. Machtstrukturen etablieren sich schnell! Und da aus "dem Zehnten" - immer und immer wieder - schnell "der Halbe" wurde (und wird), ist er es auch, der letzlich den Würger darstellt.
Jede Kritik, die ja durchaus angebracht sein kann, muß das berücksichtigen!
Oder anders herum: Jede Kritik am Zinssystem und dem Zins selbst, ist Kritik am System Staat. Ob gewollt oder ungewollt!!

       

Regel Nr. 2 des Kapitalismus: Sie zahlen grundsätzlich die Zeche

1.) Ein paar Allgemeinheiten, beginnend mit ein paar Zahlen (alle für 2003):

    POSTEN

    Höhe in Mrd. €

     

    Nettozinszahlungen der deutschen Unternehmen:

    23,6

    (>>)

    Summe Betriebssteuern & Steuern vom Einkommen und Ertrag:

    90,6

     

     

     

    Summe Steuern und steuerähnliche Abgaben (ohne Sozialkassen) & Gebühren, sonstige Entgelte:

    467,9

    (>>)

    Steuern und steuerähnliche Abgaben (inkl. Sozialkassen) & Gebühren, sonstige Entgelte:

    840,8

    Geleistete Zinsen Deutschland, Gesamte Volkswirtschaft:

    490,3

    (>>)

    Nettozinszahlungen Deutschland, Gesamte Volkswirtschaft:

    35,11

Ohne im Einzelnen und konkret die Zinsanteile im Preis berechnen zu können (geht das überhaupt?), können wir, so meine ich, anhand der obigen Verhältniswerte (Steuern und Zinszahlungen) in den Raum stellen, das der Einfluß der Steuern um einiges größer ist, als der, der Zinsen.
Zumal die Steuern im Grunde nochmals erhöht werden müßten (die Zinsen dementsprechend verringert), nämlich um die "Zins"zahlungen der Geschäftsbanken an die Bundesbank, um an Bargeld zu kommen. Das waren im Jahr 2003 immerhin nochmals 4,9 Mrd.€ (>>).

Worin liegt die Kritik an "dem Anteil der Zinsen in den Preisen". Doch wohl darin, daß die Preise dadurch in die Höhe getrieben werden sollen und "die Sie über die Miete bezahlen! Letztendlich müssen also Sie, Du und Ich nicht nur immer mehr für die Zinsen malochen..." (Zitat aus "Die 4 Regeln des Kapitalismus")" Korrekt interpretiert? Nun, dazu dies:

    Die freie, die kapitalistische, unter debitistischem Druck stehende Wirtschaft ist tendenziell inflationär, weil die neu geschaffene Schuld, alias Geld, alias Kaufkraft, alias Nachfrage auf das vorhandene Leistungs- bzw. Produktionsvolumen trifft und ergo die gute alte Vorstellung greift, daß »zuviel Geld« »zuwenig Waren« gegenübersteht, ergo die Preise dieser Waren (ausgedrückt in diesem »Geld« eben) steigen müssen.
    Aber: Während die Schuld läuft, ist der Schuldner seinerseits unter Druck und muß anfangen zu leisten. Sobald seine Leistung auf den Markt trifft, gilt natürlich umgekehrt: »Zuviel Waren« treffen auf »zu wenig Geld«. Das heißt: das Verhältnis hat sich jetzt wieder zugunsten der Waren verschoben, die ihrerseits »billiger« werden.
    Ein einfaches
    Beispiel:
    PhaseA (inflationär): Jemand kauft 1000 Porsches auf Kredit. Damit er die Autos kriegt, bietet er höhere Preise, das allgemeine Preisniveau steigt.
    Phase B (defiationär): Um den Kredit zum Kauf der 1000 Porsches abzulösen, produziert der Schuldner eine Million Skateboards. Die wirft er auf den Markt, die Skateboard-Preise und damit das allgemeine Preisniveau fallen.
    Kurzum:
    Der Kapitalismus ist nichts als eine endlose Kette von Millionen kleiner Inflationen und Millionen kleiner Deflationen.
    Denn das Porsche/Skateboard-Beispiel ist jeden Tag auf jedem nur denkbaren Markt millionenfach zu sehen
    Der Normalzustand der freien Wirtschaft ist daher das stabile Preisniveau. Denn die Inflationen und Deflationen heben sich letztlich gegenseitig auf. Und wie könnten auch die Preise dauerhaft steigen oder dauerhaft fallen? Denn die Schulden, die gemacht wurden, um an einem Markt Nachfrage zu entfalten, treiben dort die Preise hinauf und führen automatisch an einem anderen Markt zu fallenden Preisen, da dort wenig später die mit Hilfe der Schulden vorfinanzierte Produktion, also »mehr Menge« eintrifft.
    Insofern haben die Wirtschaftspolitiker absolut recht, wenn sie als ihr Ideal das »stabile Preisniveau « bezeichnen. Ein so eminent kluger Kopf, wie der ehemalige Mitherausgeber der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«
    Jürgen Eick hat diesen absolut erstrebenswerten und einer freien Wirtschaft angemessenen Zustand einst als »Nonflation« bezeichnet.
    Kapitalismus und Nonflation. Das ist es!

Die Höhe der Zinsen spielt dabei keine Rolle, da die Millionen kleiner Infla- und Deflationen mit der, in ihrer Höhe gleichen, zinsbewerten Kreditsumme zustande kommen. Allenfalls ändern sich durch die Zusatzverschuldung die "Höhe" der Ausschläge der Infla- und Deflationen, sodaß es sich letztlich doch wieder aufhebt.

    Nur leider: So einen schönen Zustand kann es nur geben, wenn wir alle mit ehrlichen Karten spielen. Wenn wir als Schuldner auch alle zur (deflationären), Leistung zu zwingen sind. Sobald ein Falschspieler am Tisch Platz nimmt, ist es aus.
    Dieser Falschspieler ist der Staat.
    Der Staat als infallibler Schuldner.
    Denn ein Schuldner, der zwar Schulden machen darf, der aber anschließend nicht zur Leistung zu zwingen ist, muß das Preisniveau inflationieren. Daher kann es in einer freien Wirtschaft immer nur eine Inflationsquelle geben: den Staat. ("Der Kapitalismus-Ein System, das funktioniert", Seite 26)

Da wir mittlerweile aber wissen, das die Macht dem Wirtschaften zeitlich vorgeschaltet sein muß, ist der oben erwähnte "Normalzustand der freien Wirtschaft", jedoch schlechterdings nicht möglich, weshalb das Ganze mittlerweile unmittelbar mit Inflation startet und wir deshalb diesen Zustand als Normalzustand interpretieren - vielleicht sogar interpretieren müssen.

2.) Ein bißchen konkreter werdend:

a) Die im Beitrag genannten 80% als Zinsanteil in der Miete sind wahrlich noch zu niedrig gegriffen. Es sind nämlich sogar 100% !!! Denn, oh wunder...

    Mietzins: Steuer des Grundherrn, die ihm der Leibeigene für die Nutzung einer Hütte zu zahlen hatte. (www.rittertum.de)

So weit hergeholt ist das nicht! Der Staat ist nach wie vor der OBEREIGENTÜMER von Grund und Boden und will dementsprechend seinen Mietzins! Oder warum bezahlt ihr Grundsteuer (Aufkommen 2003 = 9,3 Mrd.€) und Grunderwerbsteuer (Aufkommen 2003 = 4,8 Mrd.€)? Freiwillig? Wohl kaum. Eher schon liegt es an folgender "Kleinigkeit":

    Abgabenordnung: § 77, Duldungspflicht
    (1) Wer kraft Gesetzes verpflichtet ist, eine Steuer aus Mitteln, die seiner Verwaltung unterliegen, zu entrichten, ist insoweit verpflichtet, die Vollstreckung in dieses Vermögen zu dulden.
    (2) Wegen einer Steuer, die als öffentliche Last auf Grundbesitz ruht, hat der Eigentümer die Zwangsvollstreckung in den Grundbesitz zu dulden....
    (>>)

Wir sind nur UNTEREIGENTÜMER von Staates Duldung!! Da ist sie wieder, die Sanktionsvollstreckung mit Waffengewalt. Ihr empfindet das als zu dick aufgetragen? Ok, startet den Selbstversuch und bezahlt ab nächsten Monat keine Grund- bzw. Grunderwerbsteuer mehr. Besuch ist euch sicher!! Und Zollbeamte sind Waffenträger!!

b) Abgesehen von allem bis hierher Gezeigten, die Berechnung "dieser 80% Mietzins" kann man auch differenzierter sehen. Ich erlaube mir, an dieser Stelle nur mal einen Link zu setzen!

 

Regel Nr. 3 des Kapitalismus: Fremde Arbeit macht reich, eigene bettelarm

Zum Thema Arbeitslosigkeit - dem Hauptproblem überhaupt - fallen mir zwei Dinge ein:

1.) Es gibt nicht zu viele Arbeitslose an sich! Es gibt zu viele, die ohne steuer- und abgabenbewerte Arbeit sind. Denn nur DAS ist es, was den Staat interessiert! Ein kleiner, aber feiner Unterschied!!

    Offensichtlich gibt es nämlich genügend Arbeit, nur wird diese zunehmend ohne staatliche Abgaben erledigt!
    Was wir »Wachstum« nennen, ist zunächst nichts als ein vom Zinssatz vorgegebenes zusätzliches Produzieren!
    Da muß ich schon die Abläufe beschleunigen. Muß »rationalisieren«. Muß auch - logo doch! -Arbeitsplätze »weg«-rationalisieren.
    Denn ich muß die Produktionsabläufe beschleunigen.
    Der Kapitalismus ist in der Spätphase eines debitistischen Durchlaufs eine Karikatur seiner selbst: Der Staat hat eingegriffen, um die »sozialen Auswirkungen« des »Systems« der »freien« Wirtschaft zu »mildern«. Das heißt dann »soziale Marktwirtschaft«. Dieses Mildern ist nichts als staatliches Schuldenmachen, denn ein Interessenausgleich innerhalb der Marktparteien findet nicht statt. Durch das staatliche Schuldenmachen - sprich die Vertagung des Ausgleichs per Inflation und Aufschuldung - geht das Zinsniveau nach oben. Das aber setzt die Kapitalisten unter immer größeren Druck. Sie müssen ganz einfach schneller produzieren. Dies aber erreichen sie nur durch Rationalisieren, durch den computergesteuerten Roboter. Dadurch entstehen noch größere »soziale« Probleme wie Arbeitslosigkeit, Frustration, Herzinfarkte und Krebskrankheiten. Da ist der »Staat« wieder »gefordert«, und da capo und immer weiter.

2.) Ein, in meinen Augen, ganz wichtiger Punkt ist der, der in "Kapitalismus - Ein System, das funktioniert" unter der Überschrift "Ein CRASH-Versuch der City" auf Seite 54 beginnt. Der Debitismus endet unweigerlich in einem Crash. Da geht kein Weg dran vorbei. Wenn wir das aber wissen und wir es also als unabdingbare Vorgabe betrachten müssen, dann sollten wir auch danach handeln. Anstatt einem, durch künstliche Verlängerung, gigantisch aufgeblasenen Crash, könnten theoretisch auch mehrere kleinere die Luft rauslassen. In Bezug auf die Arbeitslosigkeit hätte das aber einen völlig anderen Umgang mit Löhnen zur Folge.

    Da die Gewerkschaften [und nicht nur die] in der staatsinduzierten Inflation Hoch-Zeit haben, werden in den Unternehmen wie auch sonst in der Wirtschaft Fixkosten-Blöcke eingebaut, die dann den Abwärtstrend rapidissimo beschleunigen, wie wir noch sehen werden. ("Der Kapitalismus-Ein System, das funktioniert", Seite 29)

Das ist es, was ich weiter oben mit "wirklich zielgerichtete Kritik anbringen und evtl. auch Lösungen andenken" meinte. Denn das deflationäre Ausbuchen der Kredite - und damit in letzter Konsequenz steigende Arbeitslosigkeit - könnte durch eine flexible Lohngestaltung usw, die auch mal fallende Löhne in Kauf nimmt, abgefedert werden. Ich weiß, illusorisch!! (Obwohl hier und da ganz seichte Tendenzen in diese Richtung erkennbar sind). Ich meine trotzdem, das dies eine Möglichkeit wäre.

    Es sind die Löhne, die innerhalb der Unternehmen Fixkostenblöcke geschaffen haben, von denen die Unternehmer bei rückläufiger Nachfrage niemals mehr »gleitend«, also mit Hilfe von innerbetrieblichen Anpassungen, herunterkommen, sondern nur durch Beseitigung der Fixkostenblöcke, das heißt: durch Entlassungen im großen Stil und/oder der Einfachheit halber gleich durch Betriebsaufgabe und Stillegung. ("Der Kapitalismus-Ein System, das funktioniert", Seite 52)

 

Regel Nr. 4 des Kapitalismus: Irgendwann ist sense mit Geldvermehrung und „alle“ beginnen wieder bei Null

1.) Hierzu möchte ich - abgesehen von der abermaligen Empfehlung, die hier zitierten und verlinkten Schriften und das Buch wirklich zu lesen - nochmals auf meine Erklärungsversuche von weiter unten, zu folgenden Zitaten aufmerksam machen, in denen es u.a. auch um "die Kapitalisten" geht:

    »Das in der Form von Geldkapital vorgeschossene cirkulierende Kapital von 500 £ ... sei das cirkulierende Gesamtkapital der Gesellschaft, d. h. der Kapitalistenklasse. Der Mehrwert sei 100 £. Wie kann nun die ganze Kapitalistenklasse beständig 600£ aus der Cirkulation herausziehen, wenn sie beständig nur 500 £ hineinwirft? ... (Der) zuschüssige Mehrwert von 100£ ist in Warenform in die Cirkulation geworfen. Darüber besteht kein Zweifel. Aber durch dieselbe Operation ist nicht das zuschüssige Geld für die Cirkulation dieses zuschüssigen Warenwerts gegeben.« [...] Und wenn der Kapitalist schon, wie Marx fabuliert, bereit ist, jeden beliebigen Mehrwert vorzufinanzieren (er greift bekanntlich nur in seinen Dagobert Duckschen Silo), dann kann er doch genausogut auch jede beliebige Lohnhöhe vorfinanzieren. Was er rationellerweise auch tun sollte, um allfällige Arbeiterunruhen, Hunger-Revolten und natürlich auch die »große Revolution« zu vermeiden.

2.) Zu diesem, letzten Absatz erlaube ich mir, kurz auf zwei Textstellen direkt einzugehen.

    ...Ja, so dumm ist doch niemand, der sich ein System ausheckt,...

Ausheckt? Also wenn tatsächlich jemand (oder mehrere) "das System" ausgeheckt hat (haben), dann verdient er (sie) unser aller Respekt. Denn das Wissen, zur Durchführung dieses schufftigen Planes, hätte in der Tat - mehr oder weniger - seit Anbeginn der Menschheit weitergegeben werden müssen. Ein winziges Beispiel:

      Dass ein Abgabensystem, das auf Nicht-Machthalter bzw. Gebietsfremde gelegt wird, die Erstellung von Surplus [der Zins] erzwingt, wissen wir aus den Untersuchungen der Berliner Altorientalisten, die für die Ur-III-Periode, also für mehr als 2000 Jahre BC detaillierte Soll-Ist-Rechnungen rekonstruiert haben... ("Macht, der Staat und die Institution des Eigentums", Seite 20)

    ...anstatt die Ursachen zu benennen und zu beseitigen....

Mit "Ursache" scheint der Zins gemeint zu sein. Ich denke diese Annahme ist nicht zu gewagt .
Die Ursache für diese "Ursache" ist jedoch der Staat. Schaff den Staat ab, schaffst du den ZIns ab!! Schon sind alle Probleme gelöst  !! So einfach ist das!

 


    Hier ist "weiter unten" :

      Nochmals zu "Der Kapitalismus-Ein System, das funktioniert":
      Ich möchte dazu kurz ein paar Gedanken loswerden. Ich bitte jedoch darum, diese nicht als der Weisheit letzter Schluß zu verstehen. Auch ich habe noch genügend Fragezeichen, die zur Beantwortung stehen. Also, nur ein paar Überlegungen meinerseits.

      Zwei Zitate:

        »Das in der Form von Geldkapital vorgeschossene cirkulierende Kapital von 500 £ ... sei das cirkulierende Gesamtkapital der Gesellschaft, d. h. der Kapitalistenklasse. Der Mehrwert sei 100 £. Wie kann nun die ganze Kapitalistenklasse beständig 600£ aus der Cirkulation herausziehen, wenn sie beständig nur 500 £ hineinwirft? ... (Der) zuschüssige Mehrwert von 100£ ist in Warenform in die Cirkulation geworfen. Darüber besteht kein Zweifel. Aber durch dieselbe Operation ist nicht das zuschüssige Geld für die Cirkulation dieses zuschüssigen Warenwerts gegeben.«
        [...]
        Und wenn der Kapitalist schon, wie Marx fabuliert, bereit ist, jeden beliebigen Mehrwert vorzufinanzieren (er greift bekanntlich nur in seinen Dagobert Duckschen Silo), dann kann er doch genausogut auch jede beliebige Lohnhöhe vorfinanzieren. Was er rationellerweise auch tun sollte, um allfällige Arbeiterunruhen, Hunger-Revolten und natürlich auch die »große Revolution« zu vermeiden.

      Ein paar Grundannahmen werden getroffen:

        • Die, für diese Betrachtung wichtigen Sätze, sind gefettet (bitte im Hinterkopf behalten).

         

        • Die Überlegungen sind stark vereinfacht und stilisiert!

         

        Gehen wir mal -rein theoretisch- davon aus, daß es auschließlich die zwei Gruppen "Unternehmen" und "Arbeitnehmer" gibt. Ich weiß, daß dies real nicht möglich ist. Tun wir, der Einfachheit halber, aber für den Moment einfach mal so als ob, und nehmen diese Beiden als geschlossenens System an.

         

        Wir wissen, daß der Debitismus zwingend Neuverschuldung verlangt.

       

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      START!!

      1.) Der/die Erstschuldner muß/müssen logischerweise das Unternehmen / die Unternehmen sein. Wer sonst? Die Arbeitnehmer fallen zu diesem Zeitpunkt noch aus, da sie ja noch kein Einkommen erzielen können. Der Lohnzahler -das Unternehmen- hat ja gerade erst die Kredite aufgenommen.

      2.) Es wird produziert (mit den aufgenommenen Schulden)!!! Die Schulden des einen Unternehmens, dienen nun als laufender Umsatz des anderen Unternehmens.

      3.) Teile dieser Umsätze können erst jetzt -nachdem eine gewisse Zeit vergangen ist- als Gehälter an die Arbeitnehmer ausgezahlt werden.

      I.) Bis hierhin können wir festhalten:
      Die Löhne und Gehälter der Arbeitnehmer können keinerlei zusätzliche Nachfrage ("Mehrwert") bedeuten, da die zum Kauf stehenden Waren -wie auch die Löhne selbst- ja schon durch die vorangegangene Verschuldung der Unternehmen "finanziert" wurden und auf dem Markt sind. Die Nachfrage fand schon vorher statt!! Durch die Verschuldung der Unternehmen!!
      Es geht weiter:

      4.) Vorausgesetzt -und das unterstellen wir- die Unternehmen sind bereit sich weiter zu verschulden, wird weiterhin produziert. Mit dem Unterschied, daß die Arbeitnehmer nun regelmäßige Einkommen beziehen.
      Wie just gesehen, können diese, für sich genommen, nichts bewirken. Allerdings (!!) dienen sie ab jetzt als beleihungsfähige Sicherheiten, für eigene Kreditaufnahmen, der Arbeitnehmer selbst. Die Gehälter sind also die Voraussetzung für eine mögliche, zusätzliche Verschuldung. Diesmal (ab "einem gewissen" Zeitpunkt) generiert durch die Arbeitnehmer!!

      II.) Wir halten fest:
      Das, durch die Beleihbarkeit der laufenden Gehälter der Arbeitnehmer ermöglichte, zusätzliche Verschuldungspotenzial, bringt erst zusätzliche Nachfrage durch die Arbeitnehmerseite (stillschweigend vorausgesetzt, daß dies auch genutzt wird). Nicht die Löhne und Gehälter an sich sind hierfür entscheidend. Die, zwar darauf basierende, jedoch darüber hinausgehende Verschuldung, stellt die neue Nachfrage dar!!
      Weiter:

      5.) Die Unternehmen und die Arbeitnehmer sind nun in der Lage sich zusätzlich zu Verschulden. Beide Gruppen sorgen nun zusammen für eine steigende Nachfrage. Die Produktion läuft hoch. Selbst wenn einer der beiden Fraktionen anfängt zu Schwächeln, kann dies durch die jeweils andere abgefedert werden.

      III.) Resümee/Fazit (!!! unter Einbeziehung vorangestellter Grundannahmen !!!):

      Der Ablauf ist so:

      a) Es ist immer zu erst ein Unternehmen -oder auch ein Unternehmer-, daß/der die zwingend erforderliche "Erstverschuldung" übernimmt. Diese "Erstverschuldung" ermöglicht erst das Zahlen von Löhnen!! Vor den Lohnzahlungen steht somit stets die Verschuldungsbereitschaft irgendeines Unternehmens!! Lohnempfänger sind auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, sind abhängig davon, daß sich irgendwo jemand findet, der das Risiko einer Verschuldung auf sich nimmt, um Löhne überhaupt zahlen zu können.
      Dieser Grundgedanke ist nicht ganz unerheblich, wenn die Diskussion über die Höhe der Löhne kreist!

      b) Erst dann kann eine zusätzliche Verschuldung durch die Arbeitnehmer starten!!
      Sie -nur die NEUverschuldung- sorgt ihrerseits dann aber auch dafür, daß die Unternehmen in die Lage versetzt werden, die zuvor aufgenommenen Schulden zu begleichen.
      Theoretisch wäre es ausreichend, wenn ausschließlich Unternehmen zusätzliche Neuverschuldung eingehen. Nur wäre in diesem Fall der "Sättigungspunkt" (=Pleiten) recht schnell erreicht. Allein schon deshalb, weil die Anzahl der Unternehmen "natürliche" Grenzen hat. Und somit auch die Summe der möglichen Zusatzkreditaufnahme!!
      Ohne den gehaltsbeziehenden und verschuldungswilligen Arbeitnehmer, wäre der Kreditvergabe-Zyklus ungleich kürzer. Quasi ein Rohrkrepierer !!

      Da die Höhe des Einkommens -oder passender, die SUMME ALLER Einkommen- prinzipiell auch die Summe der möglichen Neuverschuldung durch die Arbeitnehmer beeinflußt, spielen hier, bei etwaigen Diskussionen, zwei Punkte eine wichtige Rolle.
      Erstens natürlich wieder a).
      Andererseits, und damit Zweitens, generiert die gesamte Lohnsumme indirekt, über die dann stattfindende Neuverschuldung, wiederum die benötigten, zusätzlichen Umsätze der Unternehmen. Wobei es umso besser ist, je mehr sich die gesamte Lohnsumme aus so viel wie möglich Einzelbeträgen (=Arbeitnehmern) zusammensetzt.

      Wir können also konstatieren, so meine ich jedenfalls, daß durchaus eine wechselseitige Abhängigkeit von Unternehmen und Arbeitnehmern gegeben ist. Letztlich kann der Eine nicht ohne den Anderen!! Es funktioniert einfach nicht!! Schert eine Seite komplett aus, geht's zusammen in den "Abgrund"! Schon rein aus "Selbsterhaltungstrieb" müssen demnach beide bestrebt sein, daß es dem jeweils Anderen "gut" geht! Obige Aussage "Was er rationellerweise auch tun sollte, um allfällige Arbeiterunruhen, Hunger-Revolten und natürlich auch die »große Revolution« zu vermeiden." kann insofern nur unterstrichen werden! So weit so gut!!

      Wie gesagt, dies alles unter Einbeziehung vorangestellter Grundannahmen !!! Denn das unterstellte, abgeschlossene System, nur mit Arbeitnehmern und Unternehmen, gibt es selbstverständlich nicht. Kann es nicht geben!

      IV.) Resümee/Fazit (!!! OHNE Einbeziehung vorangestellter Grundannahmen !!!):

      In der Realität, zu Beginn des Zyklus, bekommt das, zur "Erstverschuldung" willige, Unternehmen keinen Kredit, da es ja noch keinerlei Sicherheiten vorweisen kann, es noch kein Kreditvergabegesetz gibt (wie genau läuft die Vergabe, Sicherheit durch Klagemöglichkeiten bei Nichtzahlungen usw.) und es noch nichts gibt, in dem es sich überhaupt verschulden kann, sprich "Geld" an sich!! Es muß demnach, zeitlich noch vor diesem Unternehmen, jemanden geben, der die Rahmenbedingungen setzt und u.a. "Geld" erst definiert. ==> Der Staat!!

      Die unmittelbare Funktionsfähigkeit des Staates setzt aber eine ebenso unmittelbar funktionierende Infrastruktur voraus. Beispielsweise müssen ausführende Organe vorhanden sein. Die müssen bezahlt werden. Und das, bevor seinerseits das Unternehmen loslegen kann. Bevor also, nach allen Beschreibungen oben, die "eigentliche" Neuverschuldung starten kann. Deshalb werden Beamte auch im Voraus bezahlt, also am Anfang jeden Monats!
      ==> Wir haben die ursprünglichste aller Neuverschuldungen, die Verschuldung des Staates! Und daß diese, auch schon zu Beginn, nicht ganz unerheblich ist, wissen wir (siehe z.B. hier).

      (Gedanklich zurück zu III.). Somit haben wir "plötzlich" eine "Art" der zusätzlichen Nachfrage (Neuverschuldung, "Mehrwert"), die, schon im ersten Schritt, völlig unabhängig von allen oben beschriebenen Mechanismen ist.
      Die wechselseitige Abhängigkeit, der beiden Fraktionen des geschlossenen Systems, wird dadurch unterlaufen.

        • Viele der Arbeitnehmer befinden sich von vornherein außerhalb des beschriebenen Systems. Nämlich die, die vom Staat ihr Gehalt beziehen.

        • Die Unternehmen, als "Erstschuldner", müssen selbst nicht mehr "volles Risiko" fahren. Ein Teil der Neuverschuldung wird schlicht vom Staat übernommen.

        • Infolgedessen "brauchen" die Unternehmen die Arbeitnehmer-Neuverschuldung nicht mehr in dem Maße, wie noch "zuvor".

      Dieser Vorgang findet natürlich nicht abrupt statt. Er kommt schleichend und mit Höhen und Tiefen daher! Aber die Tendenz ist, meiner Ansicht nach, durchaus gegeben. Als kleinen Beleg, möchte ich auf diese Graphik hinweisen. Wobei bitte die gestrichelten, linearen Trendlinien zu beachten sind.

      Wie zwingend der Staat auch notwendig ist, so gleichbedeutend ist seine unweigerliche Neuverschuldung als schleichender Keil zwischen Unternehmen und Arbeitnehmer. Platt gesagt: Durch die Neuverschuldung des Staates werden "echte" Arbeitnehmer immer weniger wichtig und immer mehr verzichtbar!

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      Ich wiederhole nochmal: "Die Überlegungen sind stark vereinfacht und stilisiert!". Der ganze Komplex "Steuern" wird z.B. nicht angegangen, obwohl selbstredend äußerst wichtig!
      Ansonsten: Totaler Quark? Partieller Unsinn? Irgendwelche Einwände? Ich bitte gegebenenfalls um Meldung!