11. Dezember 2002 17:48:12 - R.Deutsch 

den folgenden Beitrag habe ich gerade für die libertäre Zeitschrift "Eigentümlich Frei" geschrieben. Vielleicht interessiert es ja hier auch jemanden.
 

Rot-Grün ratlos 

Die rot-grüne Regierung ist ohne Orientierung. Von allen Seiten hören sie die Glocken des wirtschaftlichen Abstiegs klingen, aber man weiß nicht wo die Glocken hängen.

Orientierungslos ist freilich nicht nur rot-grün sondern auch schwarz-gelb nebst Wirtschaftsweisen und Experten. Keiner weiß so recht, was eigentlich passiert und außer wohlfeilen Sprüchen, wie Flexibilisierung, Dynamisierung und Entbürokratisierung sind kaum Vorschläge zu hören. 

Dabei ist der Sachverhalt furchtbar simpel und immer wieder der Gleiche – es liegt am Geld, genauer am Falschgeld. Alle großen wirtschaftlichen Krisen der Geschichte waren letztlich Geldkrisen mit immer wieder gleicher Ursache und immer wieder gleicher Lösung. Nach Kreditausweitung, Überschuldung und Staatsbankrott folgt die Lösung - Währungsreform. Genau diese Abfolge hat sich immer wiederholt, zuletzt in Argentinien und steht jetzt weltweit ins Haus. Aber kaum einer sieht diesen Zusammenhang, obwohl sich das Schauspiel in der Geschichte schon zig Mal wiederholt hat. Niemand vermutet, dass die heutige Krise am Geldsystem liegen könne, dass hier die eigentlichen Glocken hängen. 

Um es klar zu sagen. Unser aktuelles Geldsystem ist auf Falschgeld aufgebaut. Es handelt sich um legales Falschgeld, aber niemand rechnet damit, dass dies der Grund sein könne, warum Firmenpleiten und Arbeitslosigkeit immer schneller ansteigen. Alle blicken in die falsche Richtung und sehen die Riesenwelle nicht, die da von hinten anrollt. Eine kurze Überlegung lässt sofort erkennen, warum es sich um legales Falschgeld handelt. 

Unser aktuelles Geld, sog. fiat money hat sich nicht als das beste Geld im Wettbewerb entwickelt, es verdankt sein Entstehen vielmehr den Notwendigkeiten der Kriegsfinanzierung. Dieses Geld, ungedecktes, staatliches Monopolgeld (fiat money), wurde zu Beginn des vorigen Jahrhunderts entwickelt und eingeführt, um den ersten und zweiten Weltkrieg zu finanzieren. Es diente dazu, Ausgaben zu finanzieren, die freiwillig von den Bürgern nie erbracht worden wären. Um Kriege zu finanzieren, musste ein Geld erfunden werden, mit dem man die Bürger über die wahren Kosten der Kriege täuschen konnte. Erst nach dem Krieg merkten die Leute, was sie der Krieg wirklich gekostet hat, indem ihr erspartes Geldvermögen wertlos wurde.

Dieses Geldsystem, das dem Staat eine so immense Macht verleiht, wurde nach dem zweiten Weltkrieg beibehalten, diesmal um den Wohlfahrtsstaat zu finanzieren. Was der Wohlfahrtsstaat wirklich gekostet hat, werden wir jetzt erst erfahren, wenn das vom Dollar dominierte Geldsystem weltweit zusammenbricht und Billionen von ersparten Geldvermögen sich in Luft auflösen. Was das Sozialismusexperiment im Ostblock wirklich gekostet hat, wurde auch erst sichtbar, nachdem es zusammengebrochen war.

Im Laufe der Geschichte hat die Obrigkeit ihre Untertanen immer wieder und wieder mit Geld betrogen, was dann in der Regel mit Staatsbankrott, Revolution und Geldreform endete, wie z.B. in der französischen Revolution. Noch nie aber wurden die Menschen weltweit so hemmungslos und skrupellos mit Geld betrogen, wie diesmal, was natürlich mit der Dominanz des Dollars als Weltreservewährung zusammen hängt. Der größte Geldzauberer, den es je gegeben hat, Alan Greenspan, der Chef der amerikanischen Zentralbank, hat selbst klipp und klar erklärt, dass es sich bei fiat money um legales Falschgeld handelt, wie und warum dieses Betrugsgeld eingeführt wurde und auch was er jetzt zu tun gedenkt, um dieses fiat money so lange wie möglich zu verteidigen.

Wieso kann er das alles so offen sagen, ohne dass es Wirkung hat? Ganz einfach – weil es niemand für möglich hält. Dass der Staat mit Falschgeld betrügt ist für die Bürger unmöglich zu denken. Die Menschen werden jetzt zwar allmählich immer misstrauischer gegen den Staat, aber das trauen sie ihm dann doch noch nicht zu. 

Alan Greenspan hat in seinem berühmten Aufsatz „Gold und wirtschaftliche Freiheit“ klipp und klar erklärt, dass fiat money eingeführt wurde, um die Menschen heimtückisch zu enteignen und dass fiat money nur eingeführt werden konnte, weil die Golddeckung des Geldes abgeschafft wurde. Gold sei das Einzige, was die Menschen vor dieser heimtückischen Enteignung mit Falschgeld schützen könne. 

Greenspan hat jetzt im November 2002 noch einmal klar erklärt, dass er bereit sei, beliebige Mengen Falschgeld zu erzeugen, um das System so lange wie möglich zu verteidigen.

„There is virtually no meaningful limit to what we could inject (an Falschgeld) into the system, were it necessary“

Und Ben Bernanke, einer der sieben Gouverneure der FED setzte noch einen drauf mit den Worten:

„The US government has a technology, called a printing press – or, today its electronic equivalent – that allows (the Federal Reserve System) to produce as many US dollars as it wishes at essentially no cost.”

In Anbetracht solch klarer Worte erscheinen die Aussagen eines Hans Eichel geradezu rührend naiv, wenn er von einer Rückführung der Staatsverschuldung bis 2006 faselt. Denn staatliches Falschgeld wird über Staatsverschuldung erzeugt und wie wir von den obersten Währungshütern dieser Welt erfahren, gilt es jetzt, mehr Falschgeld zu erzeugen und nicht weniger, weil das System sonst nicht zu halten ist.

Ich nehme mal zu Gunsten von Hans Eichel an, er ist so naiv und glaubt selbst, was er sagt, weil es sich andernfalls ja doch um eine sehr dummdreiste und kaltschnäuzige Lüge handeln würde, wenn er sparen sagt und Falschgeld drucken meint.

Was aber könnte Rot - Grün und Hans Eichel machen, wenn sie die Zeichen der Zeit begriffen hätten? Nun, man könnte sich z.B. dafür einsetzen, dass jeder Haushalt in Deutschland, sagen wir 20.000,- Euro, aufs Konto gebucht bekommt, denn wir können natürlich genauso wie die Amerikaner soviel Euro erzeugen, wie wir wollen, praktisch ohne Kosten. Man kann es ja einfach als zinsfreies Darlehen für 20 Jahre deklarieren. Wer das Darlehen nicht haben will (wegen der Rückzahlungsverpflichtung), kann es gleich wieder zurück überweisen. Das würde einen enormen wirtschaftlichen Schub auslösen und alle wären glücklich (selbst Oskar Lafontaine). Das wäre auch sinnvoller als von staatswegen Brücken über nicht vorhandene Flüsse zu bauen, wie es die Japaner jetzt machen.

Es mag zynisch klingen, aber wenn man das System einmal verstanden hat, wird sofort klar, dass es besser ist, die Sache jetzt mit Hurrah an die Wand zu fahren, statt den Patienten mit etwas Sparen und etwas Geld drucken langsam zu Tode zu quälen, wie es Eichel und Rot -Grün offenbar planen.

Da die Politiker die eigentliche Ursache nicht erkennen, sind auch keine sinnvollen Lösungsvorschläge von „Oben“ zu erwarten. Es wird aber weltweit bereits wieder an Lösungen von „Unten“ gearbeitet.

Durch alle Jahrhunderte haben die Menschen sich gegen den staatlichen Geldbetrug erfolgreich gewehrt, indem sie Gold und Silber als privates Geld benutzt haben. Es ist, wie Greenspan klar sagt, die einzige Möglichkeit, sich gegen die heimtückische Enteignung mit staatlichem Falschgeld zu wehren. 

Genau dieser Prozess beginnt jetzt weltweit. An immer mehr Stellen entsteht jetzt wieder privates Geld auf der Basis von Gold und Silber. Immer mehr Staaten, besonders in islamischen Ländern fangen jetzt an, sich vom Dollar zu lösen und ihr Geld wieder auf Gold und Silber aufzubauen. Anfang nächsten Jahres soll der Golddinar in mehreren Ländern wieder als offizielles Zahlungsmittel eingeführt werden. In Amerika ist die Erzeugung privaten Geldes auf der Basis einer Gold- und Silberdeckung schon sehr weit fortgeschritten. In Deutschland sind diese Entwicklungen allerdings noch weitgehend unbekannt. 

Mit einer kleinen Gruppe libertärer Mitstreiter sind wir jetzt dabei, privates Silbergeld nach amerikanischem Vorbild auch bei uns einzuführen. Ich werde im nächsten Eigentümlich Frei über diese spannende Entwicklung einmal berichten. Wer daran interessiert ist, kann sich schon einmal im Internet unter www.silverliberty.com informieren. Unter www.e-gold.com findet man Informationen über das bisher am weitesten verbreitete Privatgeldsystem. Zahlreiche Informationen, Links und auch Buchhinweise finden sich auf der deutschsprachigen Website www.goldseiten.de . Dort ist auch eine Übersetzung des berühmten Aufsatzes „Gold und monetäre Freiheit“ von Alan Greenspan zu finden.

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Reinhard Deutsch ist Diplom Kaufmann und Unternehmensberater. Sein Buch „Die Geldfalle“ ist nur über eifrei oder direkt vom Autor unter: R.Deutsch@t-online zu beziehen.


Eigener Kommentar:

Dies soll weder Werbung für "Eigentümlich frei", die "Geldfalle", noch explizit für einen Goldstandard sein. Aber der Artikel fasst wunderschön zusammen, in wie fern alle Diskussionen (Christiansen & Co.) schlicht zu kurz "springen". Oder habt ihr auch nur in einer einzigen Sendung, oder Bericht, oder was auch immer, auch nur einmal den Hauch einer Andeutung darüber mitbekommen, daß möglicherweise unser Geldsystem (und vor allem dessen "Nebenwirkungen", Moral Hazard usw.) an der Misere schuld ist ?. Egal was man nun vom Goldstandard, Freigeld, Vollgeld oder wer weiß was mehr auch halten mag, es gibt noch nicht mal den Beginn einer Diskussion in dieser Richtung ! Jedenfalls nicht öffentlich verbreitet und in den relevanten Stellen.