Rede von FED Governor Laurence Meyer über den Goldstandard und Fiat money
 
 

[Übersetzung von R. Deutsch}

Dann gab es noch den Goldstandard. Die Idee des Goldstandard war es, Willkür auszuschalten. Die Menschen wollten eine stabile Währung und die Regierung sollte sich raushalten. Sie wollten eine Manipulation (des Geldes) durch die Regierung vermeiden, weil sie kein Vertrauen in die Regierung hatten. Die Idee war, einfach feste Spielregeln zu installieren. Und die Spielregel lautete, dass Geld mit Gold gedeckt sein müsse, so dass im Wesentlichen Gold die Geldmenge und das Preisniveau bestimmt. Das heißt nicht, dass Preise unverändert bleiben. Diese Änderungen hängen aber nur von dem Goldangebot ab, und eben nicht von der Willkür der Regierung. Was mit dem Preisniveau geschieht, hängt einfach von der Goldgewinnung ab. 

Ich denke also, dass der Goldstandard einen Automatismus darstellt, mit dem versucht wird, die Politik rauszuhalten und ein stabiles Preisniveau zu erzielen. Nachdem der Goldstandard zusammengebrochen war, trafen sich nach dem 2. Weltkrieg in Bretton Woods einige Länder und versuchten ein neues System internationaler Beziehungen zu installieren, welches man als festes Wechselkurssystem bezeichnet. Im Prinzip einigten sich die teilnehmenden Länder auf ein System fester Wechselkurse, bei dem die Kurse zwar die meiste Zeit fixiert waren, aber in gemeinsamer Vereinbarung unter bestimmten Bedingungen angepasst werden konnten. Man versuchte also wieder eine Art feste Spielregel einzuführen, die aber etwas flexibler war als unter dem Goldstandard. 

Ein System fester Wechselkurse setzt durch seine Natur eine gewisse Disziplin voraus. Es legt der Geldpolitik Fesseln an. Sehen Sie es mal so: Wenn in einem System fester Wechselkurse Zahlungsungleichgewichte durch Übertragung von Aktiva ausgeglichen werden, in diesem Fall Gold und Dollar, dann müssen Sie sehr vorsichtig sein, weil Sie nur einen begrenzten Vorrat an offiziellen Reserven haben. Nehmen wir an, Sie sind Frankreich und Ihre internationalen Reserven bestehen aus Gold und Dollar. Diese Reserven sind begrenzt. Sie müssen sich also davor hüten, eine Politik zu betreiben, bei der Ihre Reserven auf Null gehen und Sie immer noch ein Zahlungsungleichgewicht haben. Das geht nicht und so wird Ihnen Disziplin auferlegt. Sie müssen Ihre Geldpolitik so einrichten, dass ein angemessenes Niveau von Reserven erhalten bleibt. 

Die USA waren allerdings in einer etwas günstigeren Position. Wir haben zunächst gesagt, dass wir den Dollar im Verhältnis zu Gold festlegen würden. Das war unsere Verpflichtung. Die anderen würden sich verpflichten, ihre Währungen im Verhältnis zum Dollar stabil zu halten. Aber der Dollar war ein internationaler Vermögenswert - die sog. Reservewährung. Und davon konnten wir so viel produzieren wie wir wollten. Und so viel wir auch davon produzierten, die Anderen mussten die Dollar akzeptieren, weil sie ihre Wechselkurse im Verhältnis zum Dollar ja stabil halten mussten. 

Das war wirklich sehr angenehm und wir fanden das natürlich toll. Die Anderen mochten es allerdings nicht so sehr. Aber wir sagten ihnen: "Macht Euch keine Sorgen, denn schließlich sind Dollar ja so gut wie Gold - beides ist aneinander gebunden". Aber nach einer Weile kamen die Leute dahinter, dass die Dollars sich schneller vermehrten als das Gold und dass nicht genug Gold da wäre, wenn jeder Gold verlangen würde. Aber wir sagten: "Denkt daran, Dollars sind so gut wie Gold - allerdings mit einem Vorbehalt - nämlich nur so lange wie Ihr nicht wirklich Gold haben wollt. Also fragt besser gar nicht erst danach." Und dann hat doch einer danach gefragt und wir mussten natürlich, das System fester Wechselkurse verlassen. Es brach zusammen (Zusammenbrechen ist natürlich nur eine Umschreibung für Bankrotterklärung) und nun haben wir flexible Wechselkurse. Und jetzt sind wir schließlich in einem System mit völliger Freiheit in Bezug auf die Geldpolitik. Wir haben fiat money, das die Regierung erzeugt, ohne jede Warendeckung und wir haben flexible Wechselkurse. Für die Geldpolitik gibt es keine Fesseln mehr. Wir haben völlig willkürliche Freiheit und jetzt werden Zentralbanken wirklich wichtig, weil jetzt völlig freie, politische Entscheidungen das Preisniveau und die Inflationsrate bestimmen und diese wiederum hängen von den Zentralbanken der Welt ab. Die Zentralbanken mussten also lernen, wie diese Freiheit eingesetzt werden sollte und die Regierungen mussten lernen, welchen Auftrag sie den Zentralbanken geben sollten und welche Ziele - üblicherweise Preisstabilität und in USA Preisstabilität und Vollbeschäftigung. 
 
 

Originallink:

http://www.prudentbear.com/credit.htm
 
 


2.4. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges
 

Zum dritten und vorläufig letzten Versuch eine Art Goldstandard einzuführen, kam es gegen Ende des Zweiten Weltkrieges. Unter der neuen Führungsmacht USA wurde das "Bretton-Woods-System" eingeführt und Anfang der siebziger Jahre von Präsident Nixon einseitig aufgekündigt. 

Geschaffen wurde ein System grundsätzlich fester, aber in Ausnahmesituationen anpassbarer Wechselkurse mit einer Deckung der Währungen durch Gold- und Devisenreserven der Zentralbanken. Als Reservewährungen galten nur der US-Dollar und das englische Pfund. Es entstand ein Gold-Devisen-Standard

Kernpunkt des Systems blieb das Gold, da alle Zentralbanken gegenüber anderen Zentralbanken verpflichtet waren, Währung gegen Gold zu einem fixen Kurs (35 Dollar pro Feinunze) einzutauschen. Um das Funktionieren des Systems zu gewährleisten, wurde der IWF (Internationale Währungsfonds) als Überwachungsinstanz ins Leben gerufen. 

Die Vormachtstellung der USA, eine Reservewährung selbst zu erzeugen, ging so lange gut, wie diese eine disziplinierte Geldpolitik betrieben und die übrige Welt den Dollar als so gut wie Gold betrachtete. 
Doch als die USA im Zuge von Johnsons «New Society»-Programm und mit den gewaltigen Defiziten des Vietnamkrieges über ihre Verhältnisse lebten, auf Teufel komm raus Dollars (aus dem Nichts) produzierten und damit die weltweite Inflation anheizten, begann das Vertrauen in die Härte des Dollars zu schwinden. 
Die Dollarreserven aller nichtamerikanischen Zentralbanken überstiegen die US-Goldreserven bei weitem. 

Die USA waren theoretisch gesehen bankrott.

Frankreich forderte die USA auf, die französischen Dollarreserven nicht nur in Gold umzutauschen, sondern auch nach Frankreich zu liefern. Mit diesem Akt beschworen die Franzosen eine politische Krise herauf, die sie letztendlich zu ihren gunsten entscheiden konnten. 

Doch der Mythos des starken Dollars war dahin. Gold hatte scheinbar den Dollar besiegt. 
Am 15. August 1971 stoppte der damalige US-Präsident Richard Nixon die Eintauschbarkeit von Dollars in Gold. Die endgültige Demonetisierung des Goldes hatte begonnen. 

Der langfristige Verlierer des Zusammenbruchs von Bretton Woods war trotzdem nicht der Dollar, sondern das Gold. 
Bereits 1973 wurde das Bretton-Woods-System vom System flexibler Wechselkurse ohne Bindung an Dollar und Gold abgelöst. Und 1976 empfahl der IWF seinen Mitgliedern die Aufhebung der Goldbindung der Währungen. 
(Weiterführende Informationen zum "Bretton-Woods System".)

2.5. Das heutige Ergebnis
 

Mit dem Scheitern zur Einführung des Goldstandards im Jahre 1922 wurden neben Gold auch das Pfund und der amerikanische Dollar zu Währungsreserven. Man hatte aus einem neutralen Maßstab (Gold vor 1914) sozusagen den Maßstab mit verstellbarer Skala geschaffen. 

Resultat: Seither verfiel der Wert aller Währungen dramatisch. Gemessen am (Gold-)Stand von 1913 währte überhaupt keine Währung. Auch nicht der harte Schweizer Franken - er hat heute nicht einmal mehr einen Drittel des Wertes von damals. Der Dollar gilt heute weniger als 10 Prozent, der Franc und der Yen gelten weniger als ein Hundertstel. Die deutsche Währung ist seither schon zweimal (1922 und 1948) in kürzester Zeit auf Null gesunken. 

Die Instabilität unseres heutigen Währungssystems läßt sich erkennt man auch an den Zahlen der OECD und der Weltbank:
 

In den vergangenen 30 Jahren hat es Währungskrisen in 87 Ländern gegeben. Die Krisen in Mexiko 1995, in Asien 1997, in Russland 1998 oder in Ecuador 1999 sind nur die Spitze des Eisberges. 

Heute entsprechen nur zwei Prozent aller Devisentransaktionen einem realen Austausch von Gütern und Dienstleistungen, 98 Prozent sind spekulativ. In den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts lag das tägliche Volumen der Devisentransaktionen bei 20 bis 30 Milliarden US-Dollar. Heute werden weltweit jeden Tag zwei Billionen US-Dollar transferiert!
 
 

http://www.goldseiten.de/geschichte/standard.htm