Laurance
Labadie: Geldemission und Freiheit
Immer mehr nachdenkliche Menschen wissen, daß Wirtschaftskrisen hauptsächlich in einer fehlerhaften Geld- und Kreditkontrolle ihre Ursache haben. Die meisten "Reformer" oder jene, welche Maßnahmen zur Abhilfe empfehlen, wenden sich in Sachen Geldemission und -Kontrolle an die Regierung. Meine Absicht ist es, kurz eine Analyse und ein Lösungsmodell unter dem Aspekt wirtschaftlicher Freiheit vorzustellen. Es ist kaum nötig, klare Denker darüber zu informieren, daß Freiheit und gesetzlich geschaffene Monopole Gegensätze sind. Für echte Libertäre gibt es nur einen Weg, soziale Funktionen zu delegieren, nämlich den freien Wettbewerb der Experimente. Falls irgendjemand - Individuum oder Gruppe - der Meinung ist, er könnte bestimmte soziale Aufgaben besser erfüllen, als es momentan geschieht, dann sollte er das Recht und die Gelegenheit haben, dies in der Praxis zu beweisen, auf eigene Verantwortung und auf Verantwortung derer, die sich ihm freiwillig anschließen. Die staatlich- gesetzliche Monopolisierung sozialer Funktionen führt mit Sicherheit zu Korruption und Ausbeutung. Diese Monopolisierung ist der Trugschluß von Staatskommunismus, Faschismus und aller anderen politischen Systeme, die Regierungsmonopole beinhalten. Wenn die verschiedenen Geldreformgruppen öffentlich für Geldfreiheit eintreten würden, könnte jede Gruppe mit freiwilligen Teilnehmern ihre Pläne voranbringen. Das von den jeweiligen Gruppen emittierte Geld würde unter denen zirkulieren, die das Projekt für vernünftig und durchführbar hielten. Niemand würde aber gezwungen, anderes Geld als das von ihm gewünschte anzunehmen. Die besseren Ideen und Systeme werden sich durchsetzen, nachdem sie sich in der Praxis als zuverlässig erwiesen haben. Sicher wird es zu Beginn Fehlschläge geben. Zu befriedigenden Ergebnissen kommt man aber erst, nachdem man aus Fehlern gelernt hat, aus Fehlern, bei welchen sich nur Experimentierer und freiwillige Teilnehmer die Finger verbrennen können. Das ist die METHODE DER FREIHEIT. Viele von denen, welche heute nach Regierungsprogrammen rufen, welche die Notlagen der Menschen mildern sollen, werden sich bald von Regierungsgewalt und -Zwang gefesselt finden, wie es das Los von einigen Völkern der östlichen Hemisphäre gewesen ist. Geld entwickelte sich aus
der Notwendigkeit, die Unannehmlichkeiten des Tauschhandels zu überwinden.
Geld ist dasjenige Vermögen oder Medium, das allgemein beim Umsatz
von Waren und Dienstleistungen akzeptabel ist.
Es gibt zwei Arten von Geld: WARENGELD und KREDITGELD. Warengeld ist jenes, das seinen Wert inhärent in sich selbst hat, so z.B. Häute, Vieh, Getreide oder eine Goldmünze. Kreditgeld ist ein Versprechen auf Leistungen einer spezifischen Quantität oder Qualität, fällig auf Verlangen oder zu einem bestimmten Zeitpunkt. Alles Papiergeld ist Kreditgeld. Für Kreditgeld können (und sollten ehrlicherweise) reale Wirtschaftsgüter Deckung, Fundation und Einlösungsgegenstand sein. Das nennt man Geld mit Warendeckung. Kreditgeld, für das (langfristige, shs) Regierungsschulden die Grundlage sind, ist unehrliches Geld. Verstreicht bis zur Vollendung
eines Tausches eine gewisse Zeit, so heißt dieser Vorgang Kredittransaktion.
Bei einer Kredittransaktion gibt es einen vollständigen Austausch
der Eigentumsrechte, jedoch einen unvollständigen Austausch der betreffenden
Güter. Da Papiergeld selbst kein reales Vermögen ist, bedeutet
Papiergeldgebrauch Geschäfte auf Kreditbasis zu machen.
EMISSIONSGRUNDLAGE und WERTMASS Ohne Emissionsbasis als auch ohne Wertmaß ist Geld unvorstellbar. Das größte Mißverständnis bezüglich Geld ist die Notwendigkeit der Unterscheidung dieser zwei Faktoren und ihrer Natur. Emissionsgrundlage ist irgendein beständiges Wirtschaftsgut wie z.B. Baumwollballen, Weizenscheffel, Goldunzen, aufgrund dessen das Geld emittiert wird und gegen welches es auf Wunsch des Geldinhabers wieder eingelöst werden kann. Der Wert des Kreditgeldes wird bestimmt durch den Wert der Güter, auf denen es basiert oder durch welche es abgesichert ist, ausgedrückt in Einheiten des Wertmaßes. Das Wertmaß ist die quantitative Einheit eines Währungsgutes: eine Goldeinheit (z.B. 1 Gramm Gold) etwa oder eine Kombination von Währungsgütern, an welchen der Marktwert anderer Güter gemessen wird. Die Funktion des Wertmaßes ist es, als Maßstab zur Wertmessung zu dienen. Sonst hat das Währungsgut keinen anderen Einfluß auf das Kreditgeld. Die Substanz eines Währungsgutes hat nicht unbedingt unmittelbare Verbindung mit einem Kreditgeldsystem (auch wenn der Nennwert des Kreditgeldes in Einheiten des Währungsgutes ausgedrückt wird, shs). Solange das Kreditgeld auf realem Vermögen (Gütern des täglichen Bedarfs, shs) basiert und quantitativ angemessen emittiert wurde, um die notwendigen Umsätze weiterzuführen, wird sein Kurs mit dem Währungsgut auf pari bleiben, unabhängig von der zirkulierenden Geldmenge. Der Wert des Kreditgeldes wird nicht durch die bereits existierende Geldmenge bestimmt. Er folgt nicht dem Gesetz von Angebot und Nachfrage, wie viele Geldreformer glauben. Er hängt von der Tauglichkeit des Währungsgutes ab, das als Wertmaß verwendet wird und zum größten Teil von den Gütern und Leistungen, auf deren Fundation das Kreditgeld emittiert wurde sowie der Wahrscheinlichkeit der Einlösung in Güter und Leistungen (der Kreditschuldner, shs). Jedes Geld ist gut, wenn es tatsächlich, wie auf der Note ausgewiesen, bei seinem Emittenten einlösbar ist. Viele der heutigen Geldsysteme sind nicht auf gegenwärtigen Gütern fundiert, sondern sind auf (langfristigen, shs) Regierungsschulden aufgebaut. Sie existieren nur, weil ihre Benutzer an sie gewöhnt sind und das System und seine Fehler nicht verstehen. Sie würden kollabieren, wenn die Kreditgeldinhaber die Einlösung verlangten. Die von Regierungen betriebene Inflation wird erst durch das auf Staatsschulden basierende und unter Annahmezwang (und Zwangswert = Zwangskurs, shs) stehende Geld ermöglicht. Dies stellt Vertragsbruch und teilweise Nichtanerkennung von Schulden dar. Unter diesen Bedingungen ist es schwer, zu sehen wie ein finanzieller Zusammenbruch (sogar in teilweise freien Volkswirtschaften) in vielen Ländern noch aufzuhalten ist. Stellen wir uns zur Illustration vorangegangener Punkte vor, daß wir ein gerechtes Geldsystem starten: Wir brauchen ein Vervielfältigungsgerät oder eine Druckerpresse, jemand, der den Wert (und die Absetzbarkeit, shs) der Emissionsbasis einschätzen kann, einen Bankangestellten und einen Buchhalter. Und wir müssen uns auf ein Wertmaß einigen, etwas von spezifischer Qualität und Quantität. Angenommen, wir einigen uns auf eine Goldmark, die 0,358 Gramm Feingold wert ist. Dann drucken wir unser Kreditgeld (besser: Verrechnungsgeld, shs) mit der Angabe, welches Bruchteil oder welches Vielfache der Werteinheit dieses Geld vertreten soll. Folgendes mag auf unserem Geldschein stehen: "Gut für eine Goldmark an Wert, wird wie diese bei der Stelle X angenommen". Dann sind wir bereit, das Geld in Zirkulation zu bringen. Der Bauer, der Kaufmann, der Fabrikant - jeder, der Waren oder "greifbares" Vermögen hat, das er verkaufen kann und verkaufen will (Güter des täglichen Bedarfs, shs) - kommt zur Bank, um sich Kreditgeld zu besorgen, mit welchem er diese Güter absetzen kann. Gewöhnlich sagt man, solche Leute "leihen" von der Bank, tatsächlich führt dieser Ausdruck in die Irre. Ein Verrechnungsbankkunde "leiht" kein Geld. Er geht einfach zur Bank, um sich seine Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit beglaubigen zu lassen. Der sogenannte "Geldleiher" ist in Wirklichkeit der Emittent des Geldes. Er ist der Inhaber der Güter, gegen welche das Geld emittiert wird, durch welche es gesichert ist und bei deren Kauf es vom Emittenten (wie Währungsgut, shs) angenommen wird. Sogar ein Mensch ohne Eigentum kann sich von der Bank Geld "leihen", vorausgesetzt er hat einen Eigentümer, der an seiner Stelle bürgt, das heißt die Noten wie Währungsgut annimmt. Offensichtlich kann jeder
einen eigenen Schuldschein zur Zahlung von Waren ausstellen, d.h. eine
Kredittransaktion beginnen, sein Versprechen könnte jedoch nicht sehr
weit zirkulieren, weil er nicht allgemein bekannt ist. Eine solche Note
würde im Sinne eines ALLGEMEIN zirkulierenden Umsatzmittels kein Geld
darstellen. Eine Verrechnungsbank löst diese Probleme. In Arbeitsteilung
übernimmt die Bank die Aufgabe, die Zuverlässigkeit der Kreditkunden
zu bestimmen und bestätigt diese, indem sie ihnen Noten im Austausch
für das Recht gibt, einen äquivalenten Teil der Emissionsbasis
zu konfiszieren für den Fall, daß der Kunde seiner Verpflichtung
nicht nachkommt. (Noch wichtiger ist zunächst die Verpflichtung des
Umsatzkreditnehmers, die Noten seiner eigenen Bank unterschiedslos wie
Währungsgut anzunehmen, wenn ihm jemand die Güter seiner Emissionsbasis
abkaufen will, shs). Diese Bedingung ist notwendig, um jene zu schützen,
welche Realwerte gegen dieses Kreditgeld hergegeben haben.
SCHÄTZUNG VON SICHERHEITSWERTEN Ein Bankkunde, der Verrechnungsgeld (Kreditgeld) braucht, um seine Güter abzusetzen, erscheint in unserer Bank. Unser Bankmanager schickt daraufhin unseren Schätzer zur Begutachtung der absatzfähigen Waren und Dienstleistungen des Kreditnehmers. Der Schätzer stellt den Wert (und die Absetzbarkeit, shs) fest. Die Bank ist nun bereit, einen kurzfristigen Umsatzkredit minus einen Bruchteil der eingeräumten Kompensationsgelegenheiten als Risikoprämie zu vergeben, ein Sicherheitsspielraum, der durch Erfahrung bestimmt wird. Daraufhin wird der Austausch vollzogen. Die Bank gibt ihre (Verrechnungs-) Banknoten, und der Kunde gibt der Bank das Recht, einen äquivalenten Teil des Wertes seines Eigentums einzuziehen, falls er diese Noten nicht zurückbringt. Das Geld ist nun im Umlauf, es wandert frei von einem Menschen zum anderen und es repräsentiert Waren und Dienstleistungen zum Verkauf. Schließlich stellt der Leiher sein Produkt fertigt und verkauft es auf dem Markt. Daraufhin bringt er die Noten zur Bank, um sein Versprechen einzulösen. Die Bank entzieht dann diesen Betrag dem Umlauf. Inzwischen haben andere Leute "geliehen" und zurückgezahlt. Geld wurde emittiert und aus dem Verkehr gezogen in Anpassung an die normalen Erfordernisse des Handels. So sieht der normale Ablauf von Emission, Zirkulation und "Einlösung" des Geldes aus. Die Annahme des Verrechnungsgeldes durch den Schuldner (unterschiedslos wie Währungsgeld, shs) am Ende des Kreislaufs konstituiert eine Erfüllung des Versprechens oder der Schuld. Natürlich ist mit dem
Bankgeschäft Arbeit verbunden. Manager, Angestellte, Buchhalter, Schätzer
und Inventar müssen bezahlt werden. Im normalen Bankbetrieb betragen
diese Kosten ca. ein halbes Prozent der vergebenen Kompensationsgelegenheit.
Und noch ein Punkt muß gedeckt werden: der Verlust, der erlitten
wird, wenn das den Umsatzkredit sichernde Vermögen aus unvermeidbaren
Gründen zerstört wird oder an Wert verliert. Dafür wird
noch ein kleiner Anteil berechnet, als eine Art gegenseitiger Versicherung
(dieser dürfte nie über einem halben Prozent liegen). Die Gesamtkosten
für den Bankkunden dürften sich aus diesem Gesamtbetrag von einem
Prozent belaufen. Es braucht oder sollte keine andere "Zins"- Belastung
geben.
ZUSAMMENFASSUNG:
- Quelle: The Storm!, Nr.
4/5, N. Y., USA, Herausgeber: Mark Sullivan
http://www.free.de/geld/labadie-1.html |