Re: Begriffsverwirrung
16. Dezember 2001 10:35:32 - dottore
>>Das "Geld" ist bei der Kreditvergabe schon gegangen
und hat getrieben - jetzt muss es nur wieder den Weg nach Hause finden.
Ohne jeglich Potenz es mit den Preisen (dem Preisniveau) nochmal treiben
zu können.
>>Grüsse
>>FL
>### Das ist eine ausgezeichnete Beobachtung der
Rolle von Kredit und eine eher seltene Einsicht. Durch Kredit vom Markt
geräumte Ware, wurde zu einem bestimmten unveränderbaren Preis
in der Vergangenheit vom Markt entfernt und ist nicht mehr als Warenangebot
vorhanden, selbst wenn das vor einer Minute geschah. Alter Kredit und durch
ihn verkaufte Ware haben keinen Einfluß mehr auf den Preis der Waren
auf dem Markt und damit auch keinen mehr auf die Kaufkraft des Geldes auf
dem Markt.
Ausgezeichnete Einsicht, Oldy. Jetzt bloß
noch das Wort "Kredit" durch das Wort "Geld" ersetzen und Du bist da, wo
Seine Durchlaucht (und andere, die's kapiert haben) schon verweilen.
Also: Altes, d.h. bereits vorhandenes Geld hat
keinerlei Einfluss mehr auf den Preis aller Waren auf dem Markt.
Denn das alte Geld kam nur durch die vorübergehende Verwandlung von
- noch älterem Kredit - in die Welt. In einem Kreditgeldsystem gibt
es nicht eine einzige Banknote, die nicht einer bereits existierenden älteren
Schuld entsprechen würde.
Das "vorhandene" Geld ist nicht als die Verwandlung
von vorhandenen Schuldtiteln in gesetzliche Zahlungsmittel. Niemand kann
mit einem Staatspapier
und mit dem Geld bezahlen, das gegen das
Staatspapier herausgekommen ist.
Die Preise von Waren können sich niemals durch
"vorhandenes" Geld verändern, sondern immer nur durch neues, zusätzlich
herausgegebenes. Im Gegenzug muss der Schuldtitel für die Zeit,
da das neue Geld aus der Notenbank gekommen ist, bei dieser auf deren Pfandkonto
still gelegt werden.
Geld als "doppeltes Lottchen" gibt es nicht. Einmal
als Schuldtitel und dann noch einmal als Geld. Man kann, wenn das Gegenüber
damit einverstanden ist, auch mit einem Schuldtitel bezahlen (Kaufmann
akzeptiert Staatspapiere beim Kauf eines Autos).
Aber niemals mit dem Schuldtitel und dann noch
einmal mit dem Geld, das die Notenbank gegen Außerverkehrziehung
des Schuldtitels (mit dem dann also nichts mehr gekauft werden kann!) als
gesetzliches Zahlungsmittel ausgibt.
Es ist das alte Elend: Die Vorstellung
es gäbe heute so etwas wie "Nettogeld" ist ganz und gar falsch.
Nettogeld gab's unter dem Goldstandard. Das
war's. Wir haben heute überhaupt kein Geld mehr, sondern ausschließlich
in gesetzliche Zahlungsmittel verwandelte Kredite (Schulden).
Und mit der Verwendung dieser in GZ verwandelten
Kredite kann kein Mensch der Welt zweimal bezahlen. Ein Kredit wird nicht
getauscht (das ging beim Tausch von Goldstücken in Waren), ein Kredit
wird immer abgetreten (zediert).
Unsere Banknoten, die letztlich nur der bereits
vorhandene Kredit in anderem Gewand sind, werden ausschließlich zediert.
Und Zession bedeutet: Die ursprüngliche Schuld ist und bleibt offen.
Es wird also niemals "bezahlt", sondern es
werden immer nur offene Rechnungen vorgetragen.
Diese wiederum lassen sich nur durch zusätzliche
offene Rechnungen vortragen. Die offene Rechnung dokumentiert dann ein
weiterer Schuldtitel, der dann wieder gegen Ablieferung des Titels bei
der Notenbank von ihr in gesetzliches Zahlungsmittel verwandelt werden
kann.
Das System muss daher kollabieren, wenn nicht
ununterbrochen zusätzliche Kredite veranstaltet werden. Die alten
Kredite laufen aus, das GZ muss wieder in die Notenbank zurück. Und
neue Kredite, um zusätzliche GZ zu schaffen, fehlen...
Noch lassen sich alte Kredite in GZ verwandeln,
weil es davon eine Menge gibt (ausführliche Postings). Schmilzt der
Berg der alten Kredite aber ab, sie haben schließlich Fälligkeiten,
die immer näher rücken, und kommen keine neuen dazu, ist es in
einem Kreditgeldsystem völlig unmöglich, zusätzliches GZ
zu schaffen.
Das System kann niemals am zusätzlichen
Geld scheitern (am vorhandenen schon gar nicht), sondern es wird am fehlenden
zusätzlichen Kredit scheitern.
Wird bei den Banken kein zusätzliches
GZ mehr angefordert oder verliehen die Banken solches nicht mehr (und Banken
können GZ immer nur verleihen, niemand kann sich Banknoten bei den
Banken "umsonst" beschaffen) werden die Banken auch kein GZ mehr bei der
Notenbank abholen.
Alles GZ muss immer durch das Nadelöhr
der Banken, das Publikum kann sich niemals GZ direkt beschaffen.
Es liegt also ausschließlich bei der
Kreditaufnahmebereitschaft des Publikums, wie sich eine Wirtschaft entwickelt.
Jede Banknote, die das Publikum haben will, muss sich das Publikum bei
den Banken leihen. Die Banknoten tragen also einen unsichtbaren Coupon
wie alle Schuldtitel), nur verbleibt der bei der Bank und wird dort als
Zins für die Tage verbucht, die das Publikum gesetzliche Zahlungsmittel
sich beschaffen will. Das Publikum muss dann die Banknoten zurückgeben
plus den Zinssatz für die Hergabe von Banknoten an die Banken bezahlen.
So siehts leider aus.
Es grüßt (viel unterwegs und daher
nur kursorisch reinschauend)
d.,
die sich immer deutlicher abzeichnende
weltweite deflatorische Katastrophe mit tiefer Schwermut beobachtend.