Re: Begriffsverwirrung

16. Dezember 2001 03:30:05 - Fürst Luschi

>Artikel kann bei ZealLCC und gold-eagle heruntergeladen werden.
>Hamilton drückt sich etwas unsauber aus. Das Wachstum der Geldmenge ist bereits Inflation. 
--

Das Wachstum der Geldmenge hat nichts mit Inflation zu tun. Wenn du es so definieren oder etymologisch ableiten willst, bringt es einfach nix - bis auf Verwirrungen bei Menschen die mit der "normalen" Bedeutung operieren.
Selbst bei einer Edelmetallumlaufwährung oder im Goldstandard steigt die Geldmenge und nach deiner Definition liegen hunderte Jahre Inflation bei Preisstabilität vor. Ein höhere Geldmenge sagt uns nur, dass zum Zeitpunkt t1 eine um die prozentual gestiegene Geldmenge höhere Kreditsumme fällig wird (wenn nicht durch andere Effekte überlagert). Steigt M3 schneller oder langsamer als der gewichtete durchschnittliche Schuldnerzinssatz beantwortet die Frage nach Inflation oder Deflation besser als die Veränderung der Summe von M1.
 

>Ob sich diese in Warenpreissteigerungen (Hamiltons "Inflation") umsetzt, hängt dann davon ab, wohin das "Geld" geht.

 Das "Geld" ist bei der Kreditvergabe schon gegangen und hat getrieben - jetzt muss es nur wieder den Weg nach Hause finden. Ohne jeglich Potenz es mit den Preisen (dem Preisniveau) nochmal treiben zu können.

 Grüsse
FL


Re: Begriffsverwirrung

16. Dezember 2001 03:50:12 - Oldy

>Das "Geld" ist bei der Kreditvergabe schon gegangen und hat getrieben - jetzt muss es nur wieder den Weg nach Hause finden. Ohne jeglich Potenz es mit den Preisen (dem Preisniveau) nochmal treiben zu können.
>Grüsse
>FL

 ### Das ist eine ausgezeichnete Beobachtung der Rolle von Kredit und eine eher seltene Einsicht. Durch Kredit vom Markt geräumte Ware, wurde zu einem bestimmten unveränderbaren Preis in der Vergangenheit vom Markt entfernt und ist nicht mehr als Warenangebot vorhanden, selbst wenn das vor einer Minute geschah. Alter Kredit und durch ihn verkaufte Ware haben keinen Einfluß mehr auf den Preis der Waren auf dem Markt und damit auch keinen mehr auf die Kaufkraft des Geldes auf dem Markt.


Re: Begriffsverwirrung

16. Dezember 2001 10:35:32 - dottore

>>Das "Geld" ist bei der Kreditvergabe schon gegangen und hat getrieben - jetzt muss es nur wieder den Weg nach Hause finden. Ohne jeglich Potenz es mit den Preisen (dem Preisniveau) nochmal treiben zu können.
>>Grüsse
>>FL
>### Das ist eine ausgezeichnete Beobachtung der Rolle von Kredit und eine eher seltene Einsicht. Durch Kredit vom Markt geräumte Ware, wurde zu einem bestimmten unveränderbaren Preis in der Vergangenheit vom Markt entfernt und ist nicht mehr als Warenangebot vorhanden, selbst wenn das vor einer Minute geschah. Alter Kredit und durch ihn verkaufte Ware haben keinen Einfluß mehr auf den Preis der Waren auf dem Markt und damit auch keinen mehr auf die Kaufkraft des Geldes auf dem Markt.

 Ausgezeichnete Einsicht, Oldy. Jetzt bloß noch das Wort "Kredit" durch das Wort "Geld" ersetzen und Du bist da, wo Seine Durchlaucht (und andere, die's kapiert haben) schon verweilen. 

Also: Altes, d.h. bereits vorhandenes Geld hat keinerlei Einfluss mehr auf den Preis aller Waren auf dem Markt. Denn das alte Geld kam nur durch die vorübergehende Verwandlung von - noch älterem Kredit - in die Welt. In einem Kreditgeldsystem gibt es nicht eine einzige Banknote, die nicht einer bereits existierenden älteren Schuld entsprechen würde. 

Das "vorhandene" Geld ist nicht als die Verwandlung von vorhandenen Schuldtiteln in gesetzliche Zahlungsmittel. Niemand kann mit einem Staatspapier und mit dem Geld bezahlen, das gegen das Staatspapier herausgekommen ist. 

Die Preise von Waren können sich niemals durch "vorhandenes" Geld verändern, sondern immer nur durch neues, zusätzlich herausgegebenes. Im Gegenzug muss der Schuldtitel für die Zeit, da das neue Geld aus der Notenbank gekommen ist, bei dieser auf deren Pfandkonto still gelegt werden. 

Geld als "doppeltes Lottchen" gibt es nicht. Einmal als Schuldtitel und dann noch einmal als Geld. Man kann, wenn das Gegenüber damit einverstanden ist, auch mit einem Schuldtitel bezahlen (Kaufmann akzeptiert Staatspapiere beim Kauf eines Autos).

Aber niemals mit dem Schuldtitel und dann noch einmal mit dem Geld, das die Notenbank gegen Außerverkehrziehung des Schuldtitels (mit dem dann also nichts mehr gekauft werden kann!) als gesetzliches Zahlungsmittel ausgibt.

 Es ist das alte Elend: Die Vorstellung es gäbe heute so etwas wie "Nettogeld" ist ganz und gar falsch. 

Nettogeld gab's unter dem Goldstandard. Das war's. Wir haben heute überhaupt kein Geld mehr, sondern ausschließlich in gesetzliche Zahlungsmittel verwandelte Kredite (Schulden). 

Und mit der Verwendung dieser in GZ verwandelten Kredite kann kein Mensch der Welt zweimal bezahlen. Ein Kredit wird nicht getauscht (das ging beim Tausch von Goldstücken in Waren), ein Kredit wird immer abgetreten (zediert). 

Unsere Banknoten, die letztlich nur der bereits vorhandene Kredit in anderem Gewand sind, werden ausschließlich zediert. Und Zession bedeutet: Die ursprüngliche Schuld ist und bleibt offen. 

Es wird also niemals "bezahlt", sondern es werden immer nur offene Rechnungen vorgetragen. 

Diese wiederum lassen sich nur durch zusätzliche offene Rechnungen vortragen. Die offene Rechnung dokumentiert dann ein weiterer Schuldtitel, der dann wieder gegen Ablieferung des Titels bei der Notenbank von ihr in gesetzliches Zahlungsmittel verwandelt werden kann. 

Das System muss daher kollabieren, wenn nicht ununterbrochen zusätzliche Kredite veranstaltet werden. Die alten Kredite laufen aus, das GZ muss wieder in die Notenbank zurück. Und neue Kredite, um zusätzliche GZ zu schaffen, fehlen... 

Noch lassen sich alte Kredite in GZ verwandeln, weil es davon eine Menge gibt (ausführliche Postings). Schmilzt der Berg der alten Kredite aber ab, sie haben schließlich Fälligkeiten, die immer näher rücken, und kommen keine neuen dazu, ist es in einem Kreditgeldsystem völlig unmöglich, zusätzliches GZ zu schaffen. 

Das System kann niemals am zusätzlichen Geld scheitern (am vorhandenen schon gar nicht), sondern es wird am fehlenden zusätzlichen Kredit scheitern. 

Wird bei den Banken kein zusätzliches GZ mehr angefordert oder verliehen die Banken solches nicht mehr (und Banken können GZ immer nur verleihen, niemand kann sich Banknoten bei den Banken "umsonst" beschaffen) werden die Banken auch kein GZ mehr bei der Notenbank abholen. 

Alles GZ muss immer durch das Nadelöhr der Banken, das Publikum kann sich niemals GZ direkt beschaffen.

Es liegt also ausschließlich bei der Kreditaufnahmebereitschaft des Publikums, wie sich eine Wirtschaft entwickelt. Jede Banknote, die das Publikum haben will, muss sich das Publikum bei den Banken leihen. Die Banknoten tragen also einen unsichtbaren Coupon wie alle Schuldtitel), nur verbleibt der bei der Bank und wird dort als Zins für die Tage verbucht, die das Publikum gesetzliche Zahlungsmittel sich beschaffen will. Das Publikum muss dann die Banknoten zurückgeben plus den Zinssatz für die Hergabe von Banknoten an die Banken bezahlen. 

So siehts leider aus. 

Es grüßt (viel unterwegs und daher nur kursorisch reinschauend)

 d.,

 die sich immer deutlicher abzeichnende weltweite deflatorische Katastrophe mit tiefer Schwermut beobachtend. 


Re: Noch klarer kann man es kaum sagen

16. Dezember 2001 11:12:12 - R.Deutsch

Die Begriffsverwirrung kommt wohl daher, dass immer der Zettel selbst für Geld gehalten wird. Ich denke, die Sache wird aber sehr schön klar, wenn man den Zettel als Bitte um Kredit betrachtet.

 Gruß
R.Deutsch


Re: das muss doch zu kapieren sein!!

16. Dezember 2001 09:59:47 - Fürst Luschi

>>Das "Geld" ist bei der Kreditvergabe schon gegangen und hat getrieben - jetzt muss es nur wieder den Weg nach Hause finden. Ohne jeglich Potenz es mit den Preisen (dem Preisniveau) nochmal treiben zu können.
>>Grüsse
>>FL
>### Das ist eine ausgezeichnete Beobachtung der Rolle von Kredit und eine eher seltene Einsicht. Durch Kredit vom Markt geräumte Ware, wurde zu einem bestimmten unveränderbaren Preis in der Vergangenheit vom Markt entfernt und ist nicht mehr als Warenangebot vorhanden, selbst wenn das vor einer Minute geschah. Alter Kredit und durch ihn verkaufte Ware haben keinen Einfluß mehr auf den Preis der Waren auf dem Markt und damit auch keinen mehr auf die Kaufkraft des Geldes auf dem Markt.

 Oldy! Der Schuldschein wird zu Geld kurz bevor er fällig wird und die Vorprodukte die mit seiner Hilfe vom Markt genommen wurden tauchen spätestens bei seiner Fälligkeit wieder am Markt auf oder der Schuldner ist pleite.
Einfachstes Beispiel (ohne Zinsen, Investitionen, Vorprodukten ... aber dafür mit Festpreisen und Abnahmegarantie): Es gibt einen Eiermarkt und sonst nichts. Ich kaufe 10 Eier auf Kredit, der 3 Monate läuft. Da es keine anderen Märkte gibt, kann ich den Kredit nur zurückzahlen, wenn ich in spätestens 3 Monaten selber 10 Eier verkaufe. Die Notenbank akzeptiert jedes Pfand (Eier-Kredite) nur in der letzten Woche seiner Laufzeit, so dass jeder einzelne Schuldschein vor Ablauf in Geld umgewandelt wird. Einen Tag nach Ablauf muss der Schuldner seinen Schuldschein bei der Notenbank auslösen. Ich verkaufe 10 Eier, löse meinen Schuldschein bei der NB aus und damit ist das Geld, das für kurze Zeit die andere Seite meines Schuldscheins war, verschwunden(die Bank meines Nachschuldners, der mir meine Eier abgekauft hat, lässts in 3 Monaten wieder auftauchen).
Werden heute sehr viele Kredite genommen, wird die Geldmenge in 3 Monaten steil ansteigen und parallel dazu das Angebot an (fälligen) Eiern. Werden für 4 Wochen keine Kredite vergeben, wird in 3 Monaten für 4 Wochen alles Geld verschwinden und auch kein Angebot erscheinen weil einfach keine Schulden fällig werden. Das 4Wochen-Loch würd sich allerdings im 3Monatsabstand immer wiederholen, weils währenddem auf Kredit nix zu kaufen gibt.(Wie finanzieren sich nur die Banken? Wie zahlen im ersten 4Wochen-Loch die Altschuldner ihre fälligen Schulden zurück? Woher kommen plötzlich die Eier bei erhöhter Kreditaufnahme? - Das alles soll hier nich interessieren)

 wieder ohne Zinsen: es werden zig verschiedene Waren produziert. Die gesamte Vorfinanzierung hat nachgefragt und steckt jetzt in der Produktion und ist beim Publikum angekommen. Der Mechanismus für die Geldentstehung ist der Gleiche. Einige Produzenten stehen gerade bei modischen Artikeln als kleine Gewinner da, andere dafür als Verlierer (deren Sicherheiten dann an die Gewinner gehen). Die Ursache für diese kleinen Preisbewegungen projezierst du in deinen Fetisch Bargeld der als "Nachfrage" ausgestattet mit magischer KaufKRAFT auf deinen Märkten herumstolziert.
Meine Meinung: Völlig Banane.

 Das Bargeld ist nur die andere Seite der fälligen Kredite die zur Vorfinanzierung der Waren dienten, die immer kurz vor Fälligkeit und somit zugleich mit dem Bargeld auf dem Markt erscheinen. 
Nachgefragt hat schon der Unternehmer und du entscheidest nur welcher von ihnen deine Bedürfnisse am besten erraten und für dich am nützlichsten nachgefragt hat. Dem gibst du dann sein Schuldenkärtchen zurück. Ob das real (=bares) oder virtuell (=gebucht) geschieht, spielt keine Rolle und hat keinen Einfluss auf den Preis


Re: Perfekt erklärt! (owT)

16. Dezember 2001 11:13:45 - dottore