Über Krieg und Systemkrise

Oh kaiserlose, oh schreckliche Zeit!

18.11.01

"Krieg gegen Terrorismus" mit oder ohne deutsche Truppen, darüber kam die Regierung ins Stolpern und wird bald über anderes fallen. Wer wird ihr nachtrauern, außer ein paar enttäuschter Pfründenjäger? Doch was kommt danach, nach der geglückten Zustimmung zum "Krieg gegen den Terrorismus"? Was ist eigentlich ein Terrorist. Da hat jeder so seine Vorstellungen, es etwas wie ein "Nazi", ein "Faschist", etwas anerkanntermaßen Böses. Definiert ist es so wenig wie "Krieg gegen Terrorismus". Noch in Bonn nannte ein Staatssekretär, ein "Dr. jur." jemanden, der mit guten und belegten Gründen gegen das Montreal Protokoll (Verbot von FCKWs) eintrat, einen "geistigen Terrorist". Beim Kyoto Protokoll wird das nicht nötig sein, weil es über den Kriegsvorbereitungen (Ausstieg aus der fossilen Energie verträgt sich mit Krieg ebenso wenig wie mit angemessener Güterversorgung) ohnehin versandet. Dafür werden bei den heraufziehenden Krisenauswirkungen "Terroristen" bald in Hülle und Fülle auftauchen. Doch im Fall von Krieg sollte man näher hinsehen.

In Amerika wollen Geschäftsleute dem eine Milliarde $ spenden, der ihnen Bin Laden und seine Helfershelfer ausliefert. Dabei ist es ihnen egal, ob Bin Laden den Angriff am 11.9. organisiert hatte oder nicht. Traditionelle Lynchmobmentalität? BKA Chef Kersten war auf der jüngsten BKA-Tagung vorsichtiger. "Wir haben untrügliche Beweise, zeigen sie euch aber nicht". Das Angebot der US-Firmen konnte auch ein PR Trick gewesen sein. Gelobt ist, was auffällt, siehe Benneton. Trotzdem sollte man nicht darüber hinwegsehen.

Solche privaten Engagements waren in den USA nicht ungewöhnlich. Schon in der sogenannten Amerikanischen Revolution haben nicht einfache Siedler, die kaum zwischen den alten und den neuen Herrn unterscheiden konnten, sondern Privatunternehmen den Ausschlag gegeben. Sie rüsteten während der nordamerikanischen Steuerkriege 526 Schiffe aus und brachten damit angeblich 1.750 englische Schiffe auf. Gemessen an der Beute kein schlechtes Geschäft. Der spätere US Präsident Thomas Jefferson zog daraus den Schluß: "Man sollte in Kriegszeiten solche Privatinitiativen auf jede nur mögliche Weise ermutigen".

Daran erinnerte kürzlich ein Larry Sechrest vom The Independent Institute mit dem Papier "Privatinitiative und nationale Verteidigung, Seekrieg für private Profite". Dort stellt er fest: "Ließe man privates Gewinnstreben und Gerechtigkeit wieder Hand in Hand arbeiten, könnten die Opfer und ihre Begleiter von beidem ein Übermaß erhalten, von einem der beiden aber nur sehr wenig". Also doch Lynchmob? Daher sein Vorschlag: "Laßt Privatleute nach Bin Laden die Schleppnetze auslegen"! Wie wäre das zu machen?

Sechrest klagte in dem Papier, daß das schöne Geschäft mit Privateinheiten (Seeräuberei, im wesentlichen) inzwischen wegen der allgegenwärtigen Staatsbürokratie aus der Mode gekommen sei. Das stimmt aber nicht. Solche Geschäfte sind seit den 50er Jahren wieder in Schwung, sie wurden nur von der See aufs Land und dort in den Untergrund verlegt. Sie werden - allerdings immer weniger - vom Verteidigungsministerium in der Sektion "Special Warfare" koordiniert. Das galt besonders bei der Bekämpfung sogenannter Befreiungsbewegungen (Kommunisten oder Terroristen) in den sechziger/siebziger Jahren mit Hilfe selbst gegründeter und finanzierter Befreiungsbewegungen (Demokraten). Inzwischen haben sich die Privatarmeen mehr und mehr verselbständigt und arbeiten häufig für multinationale Bergbaufirmen, für die sie entweder Bewohner aus den entsprechenden Claims vertreiben oder Regierungen, die ihrer Meinung nach überhöhte Royalties verlangen, stürzen. Das läuft in Afrika in den letzten Jahrzehnten ohne Einspruch der Antiterror-Verschworenen. Teilweise verselbständigten sich solche Söldnerhaufen ganz und finanzieren sich ausschließlich aus Rauschgift-, Waffen- und sonstigem Handel, bei dem Polizeischutz nicht ausreicht - bisher auch ohne Einspruch von oben. Ein Teil arbeitet weiterhin, wegen gesicherter Nebenverdienste und gewisser Rückendeckung im Verbund mit Regierungen, die über jeden Zweifel erhaben sind.

Auch die Taliban waren/sind wie die sogenannte Nordallianz eine solcher Privatarmee. Sie wurden vor gut 25 Jahren unter Führung amerikanischer Dienste aus Kreisen der Muslim Brotherhood in Ägypten (Ermordung Sadats) aufgebaut und später in Afghanistan gegen die Sowjets (in damaliger Lesart auch so etwas wie Terroristen) eingesetzt. Etwas Ähnliches geschah in Lateinamerika mit den einstigen Sympathisanten Che Guevaras, die inzwischen als FARC und unter anderen Namen in enger Zusammenarbeit mit den "stets kritischen Medien" und umarmt unter anderen vom Chef der US Stock Exchange Grasso Bevölkerungen und unbotmäßige Regierungen terrorisieren und zu politisch korrektem Handeln nötigen. Waren solche Netzwerke am 11.9. in den USA tätig? Soweit man ihre Organisationsmöglichkeiten kennt, wohl kaum!

In Frankreich gibt es Kreise, die anders als unsere Bundesregierung den Artikel V des NATO-Vertrags in dieser Sache nicht anerkennen wollen. Das würde der Nachweis bewirken, daß die USA nicht von außen angegriffen worden sind. Sie müssen also die allgemeine Gläubigkeit unterwandern und lassen zu diesem Zweck einige Erkenntnisse ihrer Geheimdienste an die Öffentlichkeit gelangen. Der Indiskretion des Figaro über die Behandlung Bin Ladens im US Hospital in Dubai vom 4. bis 14. Juli 2001 und seinen Besuch aus dem US State Departement, folgte am 11.11. Le Monde mit dem Hinweis auf das Buch von Jean Charles Brisard und Quillaume Dasquie "La Verité Interdité" (untersagte Wahrheit), das am 14.11. ausgeliefert wurde.

Die Verfasser stellen gut belegt die enge Zusammenarbeit zwischen den Taliban und der US Regierung oder deren Ölmultis dar. Eins der Geschäfte war die geplante Unocal Pipeline, die Öl aus Turkmenistan an Rußland vorbei in den Indischen Ozean leiten sollte. Um dieses Geschäft war es um 1998 ruhig geworden, doch Bush, kaum als Präsident eingeschworen, wollte es wieder beleben. Da das nicht so glatt wie erwünscht ging, plante man bereits ab Juli ein Angriff auf Afghanistan. (Wahrscheinlicher als die Verzögerung beim Pipeline-Projekt störte die Annäherung zwischen Rußland, Indien, China und Iran bei einem großen, zentralasiatischen Entwicklungsprojekt, die Neue Seidenstraße. So etwas zu verhindern war, nachdem die militaristischen Deutschen so etwas 1880 zum ersten Mal vorgeschlagen hatten, den Seemächten England/USA schon mehrere Kriege wert). Le Monde beruft sich bei ihren Unterstellungen auf den früheren Präsident Pakistans, Naif Naik und den dortigen US Botschafter, Thomas Simons. Jedenfalls sollen britische Marineeinheiten deshalb schon vor dem 11.9. vor der Küste Pakistans in Stellung gegangen sein. In diesem Zusammenhang sei auch der Auftrag für die Ermordung des Führers der Nordallianz Massoud erteilt worden, weil er der Pipeline und der geplanten Nachkriegsordnung Afghanistans im Weg gestanden habe.

Le Monde bezog sich auch auf das französische Nachrichtenmagazin Reseau Voltaire vom 27.9. Dessen Herausgeber will in dem Angriff auf das WTC einen Putschversuch rechter Kreise zusammen mit dem "Special Forces Underground", der in Fort Bragg ausgebildet und von dort gesteuert wird, erkennen. Das Magazin will wissen, daß man in der Führungsmannschaft des Präsidenten am 9.11. um 10 Uhr über die streng geheime Präsidentennummer einen Anruf von den Verantwortlichen für den Anschlag erhalten habe. Diese hätten dem Präsidenten ein Ultimatum gestellt. Bis 20 Uhr sei man daher im Umkreis des Präsidenten nicht von einem Terroranschlag sondern von einem Putschversuch ausgegangen. Dann aber habe man eine Entscheidung gefällt (oder den Wünschen der Putschisten nachgegeben?). Die Anrufer hätten bei ihrem Anruf einen noch geheimeren Code zu erkennen gegeben, den nämlich, der in Notstandszeiten eine Anweisung des Präsidenten als eine solche legitimiert.

Noch einen frühen Anruf bekam der Präsident; dieses Mal vom Kollegen Putin in Rußland, der ihm unter anderem versicherte, daß die russischen Nuklearwaffen die USA in dieser Situation nicht bedrohten. Was da auch gesagt worden war, Bush dankte drei Mal öffentlich für diesen Anruf , und das war offensichtlich keine diplomatische Show.

Wer sich Zugang zu dem Code verschaffen kann, hat ihn auch zum Leben des Präsidenten. Der Verfasser der Artikel, ein Meyssan, glaubt belegen zu können, daß es sich bei den Anrufern um die gleiche Sorte Leute gehandelt habe, die Kennedy ermordet und unter anderem den Anschlag auf das Rathaus in Oklahoma in Auftrag gegeben hatten und die durch die rasche Hinrichtung von McVeigh vor der Entlarvung geschützt wurden. Die Verbindung liegt nicht so fern, wenn man sich erinnert, daß der Chef des vereinigten US-Generalstabs General Leyman Lemnitzer 1962 unter anderem eine Reihe von Bombenangriffe auf US Städte geplant hatte. Diese sollten den Kubanern in die Schuhe geschoben werden und einen Krieg gegen Castro rechtfertigen. Der Plan "Operation Northwoods" war von allen Mitgliedern des Vereinigten Generalstabs und zusätzlich von Paul Nitze unterschrieben gewesen. Präsident J.F. Kennedy hatte damals den Plan durchkreuzt und das, aber nicht General Lemnitzer, mit dem Leben bezahlt. Der eigentlich Verantwortliche sei aber nicht der hochrangige Komißkopf gewesen, sondern ein Oberst Ed. Lansdale. Dieser hatte in sehr enger Zusammenarbeit mit Allan Dulles die Voraussetzungen der USA für Untergrund- und Bandenkriegsführung aufgebaut und in Fort Bragg ein entsprechendes Trainingszentrum mit dem zugehörigen Trainingsprogramm eingerichtet. Diese "Schule" habe man später ironischerweise J. F. Kennedy Special Warfare School genannt.

Die Spy-Crime Story hatte bisher eine Schwachstelle: Wie bekommen die Militärs und rechten Milizen hochqualifizierte Piloten, die einen Selbstmord nicht nur in Kauf sondern unausweichlich auf sich nehmen und den Entschluß über die erforderliche lange Planungszeit hinweg durchstehen? Enttäuschte und betrogene Kampfflieger mit Haß auf die Regierung? Autopilot scheidet aus. Das Nachsteuern beim zweiten Anflug auf das WTC bekommt so kein Autopilot hin. Das Problem glaubt ein Magazin aus Kuwait, das über den Nachrichtenkanal Al-Jazeera ausgestrahlt wird, gelöst zu haben. Dort wird behauptet, in den USA arbeitete man seit 1984 an einem Programm, wie man feindliche aber auch zivile Flugzeuge im Flug von ferne dem Piloten aus der Hand nehmen und dorthin steuern könne, wohin dieser nicht will. Eine Reihe nicht aufgeklärter, ziviler Flugzeugabstürze vor der US-Küste könnte ihre Ursache in entsprechenden Versuchen haben. Gemeint ist ein System mit der Bezeichnung JPLS, das für rund 3 Mrd. Dollar vom Verteidigungsministerium zusammen mit der Firma Raytheon entwickelt worden ist. Aus diesem Grund habe das FBI den Chef von Raytheon einen Daniel B. und seinen Chefingenieur für JPLS einen Bruce S. nach den Septemberanschlägen verhört (Nicht verhört wurden indessen die Kriegsgewinnler, die kurz vor den Anschlägen an der Börse richtig spekuliert und dabei mehrere hundert Millionen $ verdient hatten). Islamischen Terroristen, die am 11.9 eine auffällig breite Täterspur hinter sich hergezogen hatten und zum Teil neben Militärbasen wohnten, von denen Iran-Contragate und ähnliche Operationen geflogen wurden, konnten geglaubt haben, für eine ganz "normale" Flugzeugentführung eingesetzt worden zu sein.

Wer kann Informationen aus finsteren Quellen überprüfen? Es lassen sich auch mit erfundenen Meldungen Wirkung erzielen, wenn sie nur auf geeignete Vorurteile stoßen, wie "alles Quatsch, kann nicht sein", oder "das sieht den Amis gleich, das war's". Wir erfahren aus ihnen nur: nicht jede europäische Regierung drängt sich wie die Deutsche als "westlicher" Musterknabe mit in den Krieg ziehen zu dürfen, zumal wegen fehlender Definition von "Terrorist" nicht klar ist, gegen wen er sich richtet und wo und wie er ausgetragen wird. Der bisherige Verlauf, sollte zu Denken geben.

Beweise für die Beteiligung Afghanistan um den Anschlag in Manhattan, der den Vorwand lieferte, sind bisher nicht erkennbar. Das Bomben von "Stellungen" in, am Rande oder zwischen Städten hatte lange nichts gebracht. Die Nordallianz mußte teilweise so gar zurückweichen. Doch plötzlich waren die Taliban verschwunden, ein militärisch hervorragend organisierter Rückzug, der den aufklärungsmäßig haushoch überlegenen Gegner völlig überraschte. Hat Pakistans regierender Putschgeneral das ausgehandelt, um im Land an der Macht bleiben zu dürfen, obwohl er sein Wort "an Ramadan wird nicht gebombt" nicht halten konnte? Ob es ihm was brachte, nach dem die Anständigen ihr Wort "Kabul wird nicht besetzt", nicht gehalten haben. Ob die Taliban als Guerilla wiederkommen, die Führer der Nordallianz sich bei der Verteilung der Konkursmasse und der erheblichen Lagerbestände an Rauschgift gegenseitig die Köpfe einschlagen, oder ob eine vom Westen eingesetzte Regierung mit westlicher Polizei zur Umerziehung der Bevölkerung schreitet, das Schicksal Afghanistan wird zeigen, worauf die moderne westliche Regierungsdoktrin "Beseitigung des Nationalstaats" hinausläuft.

Doch alle in Deutschland so vertrauenswürdigen, machtpolitischen Spiele greifen ohne Berücksichtigung der finanzpolitischen Systemkrise zu kurz. Eichel meint zwar immer noch die Staatsschulden dadurch abzubauen, daß er die Neuverschuldung bei gleichzeitigem Verkauf des bundesrepublikanischen Tafelsilbers bei 40 Milliarden DM festhält - und kein Anerkannter lacht über dieses Rechenkunststück. Systemkrise und Krieg gehören zusammen. Wahrscheinlich haben wir uns das Verständnis dieser Vorgänge dadurch verbaut, daß wir uns den Blick für die Entstehung des zweiten Weltkriegs (und schon des ersten) durch allerlei Mythen haben vernebeln lassen. War es wirklich Hitler, der 1939 wirtschaftlich und finanziell völlig am Ende war, so daß ihn nur ein Krieg vor dem ehrlosen Bankrott retten konnte? Wirtschaftsdaten aus der Zeit wissen es anders und deuten in eine andere, unerlaubte Richtung. Hier weiter zu bohren, birgt die Gefahr der Exkommunikation aus dem Kreis der Anständigen - wer will das riskieren. Da vertraut man schon lieber dem Bündnis.

In Ermangelung einer Alternative überlebte das Römische Reich Jahrhunderte. Auch seine Kritiker konnten sich nicht entschließen, es umzukrempeln und warteten, bis das irgendwelche germanische Wilde aus Südrußland für sie erledigten. Worauf warten wir? Auf den berühmten Hannemann? Um Gottes Willen, er schütze uns viel mehr vor solchen Terroristen.
 
 

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