17.02.2002

Terror, Geld und Macht

Wie süß ist es, fürs Vaterland zu Sterben?
 

Natürlich gar nicht! Aber das war nicht immer so: Es gab Zeiten, da fehlte Horazens Vers auf fast keine Abiturabschlußfeier. Das war als die Reden noch auf Latein gehalten und von den versammelten stolzen Herren Väter und Frauen Mütter sogar verstanden wurden. Aber, ließe sich fragen, wäre es denn nicht wenigsten süß, fürs Vaterland zu leben - statt fürs Geld? Die Frage treibt sogenannte Verantwortliche in einen Konflikt. Kann man dem zustimmen, ohne sich als Nazi zu enttarnen, kann man es ablehnen, ohne den Zusammenhalt des Gemeinwesens, den Konsens zu verleugnen, und so erfährt man zufällig was sie selbst denken: "Geschmacksache! Das muß jeder mit sich ausmachen".

Versuchen wir es anders herum. Letzte Woche fragte die Welt am Sonntag "Warum dieser Hass auf unsere Welt?" Nein, sie redete nicht Umweltschützern das Wort, sie bezog sich nicht auf CO2-Quoten und dergleichen. "Unsere Welt" war wie "Gesellschaft", "Gesellschaftsordnung" oder "unser american way of live" zu verstehen.

Anlaß zur Frage, war die Entdeckung, daß so viele El Quaida Kämpfer aus gutem, das heißt geldhabendem ja sogar westlichem Hause stammten. Gemeint war eigentlich nur einer, John Walker (nach John Lennon, dem Beatle benannt), der als Abdul Hamid auf Seiten der Taliban gegen sein Vaterland kämpfte. Nein, das nicht, sondern: "Er kämpfte als Abdul Hamid gegen John Walker - gegen sich selbst und die Wurzel der Zivilisation". Zwar war da noch ein Charles Bishop. Der 15-jährig war aus Sympathie für bin Laden in Florida mit einem Sportflugzeug in ein Hochhaus geflogen - ob das andere Gründe hatte als bei den Amokläufern an US-Schulen, sei dahingestellt. Und schließlich gab es noch Christian Kracht, den Millionärssohn, der als Bestsellerautor Mullah Omar "hohen Respekt" zollt, oder war das nur eine verkaufsfördernde Maßnahme für seinen jüngsten Roman "1979", der das Gefühl des Zivilisationsekels vermarktete. "Auch der Kapitalismus fordert Dissidenzstrategien, um zuerst zu schockieren und dann zu verkaufen".

Es gab andere aus gutem, bis sehr gutem, also geldhabendem Haus unter den angeblichen Attentätern - bin Laden selbst, soll Milliarden harte, in den USA verdiente Dollars wert gewesen sein - also doch wohl gut (oder kennt unsere Zivilisation noch einen anderen Inhalt des Begriffs "gut"?). Die werden nur nebenbei erwähnt, denn es sind Kinder verwestlichter, geldhabender Eltern aus der Türkei, Pakistan etc. und tragen den Dorn unbewältigter Fremdheit (etwa andere Vorstellungen von "gut") noch in sich.

Ja, wenn es "Arbeiterkinder oder hungernde Lehrlinge" gewesen wären, dann wäre für Die Welt alles klar. Aber bei Kindern, die "Armani Sweater" tragen, sich am "Gangster Rap" erfreuen und "in Clubs glücklich" sind (oder eher waren), ist das nicht nachvollziehbar. So ernst kann es um die "Luxusverwahrlosung" nicht bestellt sein, daß man deshalb gleich die ganze Gesellschaft hochgehen lassen will - und ist Gesellschaft denn etwas anderes als ein Leben mit anerkannter Kleidung, anerkannten Genüssen, die man sich leisten kann, wenn man sich erfolgreich meistbietend zu Markte getragen hatte. Doch Die Welt will die Ursachen des "Selbsthasses" nicht wissen, sie läßt sich vom Soziologen Luhman erzählen, daß der zum Pluralismus dazugehört, damit sich komplexe Systeme immer wieder selbst stabilisieren können (Wenn's kracht, rücken Leute näher zusammen, also muß es öfters mal krachen - denkt er an die Börse?).

Es geht auch anders. Beispielhaft sei ein Schily, der vom RAF-Anwalt mit "antibürgerlichem Reflex" zum law and order Mann wurde, und ein Joschka Fisher der als Straßenmaler begonnen hatte. Was an Schily antibürgerlich gewesen sein soll, ist schwer nachzuvollziehen. Aber Fisher ist sich und seiner Einstellung unerbittlich treu geblieben. Er gehört eher zu denen, welche unsere Gesellschaft nach "Die Welt" auch braucht, die "Selbsttreuen Menschen im Sinne einer ungebrochenen Verwurzelung in den Idealen der Gesellschaft". Zu denen zählt Joschka Fisher. Erst hat er Frauen für sich eingenommen, damit er von ihnen leben konnte, dann ideologisch aufgemotzte Genossen, schließlich merkte er, daß sich das mit Dienststellen noch lukrativer bewerkstelligen ließ. Jetzt nimmt er eine Nation aus (oder doch das Häuflein Elend, das von ihr übrig blieb). Nach dem Munde reden ist alles - freilich nicht jeder bringt es dabei zu Gehalt und Spesen eines (Vize)Kanzlers.

Die gleiche Ungereimtheit betrifft den Anschlag vom 11.9.2001. Richtet der sich denn gegen unsere Zivilisation, ist er nicht eher ihr wenn auch ins Maßlose übertriebener Ausdruck? Das Policy Institut for Counter Terror in Herzliyya in Israel, also diejenigen, die das ethnic cleansing in Palästina planen, hat bereits am 21.9. festgestellt: Der Anschlag sei "der größte Insiderbetrug der Welt" gewesen. Sie mögen mit diesem Vorwurf von peinlicheren Geschäften ihrer Landsleute in den USA abzulenken versucht haben. Über sie hatte kürzlich Carl Cameron in vier Folgen in FOX TV berichtet, die höherer Stellen in den USA nicht nur absetzen und sogar noch in den Archiven löschen ließen - ohne Gerichtsurteil, denn ein Prozeß wäre beim garantierten Recht der Pressefreiheit aussichtslos gewesen.

Die Counterterroristen ließen bekannt werden, daß zwischen dem 6. und 10.9. plötzlich 600% mehr "put options" gegen American Airlines als sonst üblich am Chicago Bord Option Exchange gehandelt wurden. Auch put options von Firmen im Word Trade Centre wie z.B. von Morgan Stanley Witter + Co oder Merril Lynch, beide mit Büros auf der 22. Etage, gingen plötzlich rasant weg. Put options sind Verträge, Aktien zu einem bestimmten festgelegten Termin zum heutigen Preis zu kaufen. Wer solche Verträge kauft, rechnet damit (und könnte sich, wenn er nicht weiß, wie die Kugel rollt, dabei verrechnen), daß die besagten Aktien fallen. Er kann sie dann vor dem Fälligkeitstag billig kaufen und sofort für den festgelegten hohen Preis verkaufen. Bei den bekannt gewordenen Umsätzen wurden über 20 Millionen US$ Gewinne gemacht. Put options im Wert von 1,2 Millionen US$ wurden nicht mehr "realisiert", die Sache war inzwischen zu heiß geworden.

"A ha!" wußte die Weltöffentlichkeit sogleich, die Scheichs wollten am Attentat noch verdienen. Als andere Händler ruchbar wurden, war die Geschichte den Medien zu banal. Brav vergaßen sie die Geschichte, obwohl ein Bösewicht, der aufflog, die Deutsche Bank war. Natürlich, typisch! Ja, nur anders als Sie vermuten sollen! Am 15.9. quittierte Mayo Shattuck im US Arm der Deutschen Bank den Dienst als Bauernopfer. Interessanter ist das Vorspiel: 1997 kaufte Bankers Trust die Bank AB Brown, ihr Chef war ein AB Krongard. Der wurde in der vereinigten Bank nur Vize und zuständig für die Pflege der Privatkunden. Das waren keine armen Leute, eher einflußreiche. Trotzdem gab er den Posten 1998 pro forma auf, ohne seine Kunden zu vergessen. Er wurde erst Berater von CIA Chef G. Tenet, dann - 2001- machte ihn sein Freund G Bush zum Geschäftsführender Direktor der CIA. Inzwischen - 1999 - kaufte die Deutsche Bank den Laden und machte ihn zu ihrem Investmentarm in den USA. Vielleicht verstehen Sie, woher die Anleger den Tip bekamen, für dessen Umsetzung die Deutsche Bank die Verantwortung zugeschoben bekam.

Banker als CIA Mann? Sie finden das ungewöhnlich? In beiden Lagern kommt es vor allem auf Informationen an. Insider Geschäfte sind zwar "verboten" doch das einzige, was beim Spekulieren sichere Gewinne abwirft. Es kommt nur darauf an, daß die Insider auch Insider bleiben und nicht andere davon Wind bekommen, die nicht wissen, was man mit sehr viel Geld zum Wohl des Vaterlands alles treiben könnte.

Die Wall Street steht am Anfang der CIA in der Person des Börsenanwalts Clark Cliffords, der war zugleich auch Verteidigungsminister und Sicherheitsberater Trumans. Er schrieb 1947 den National Security Act mit dem die Wall Street ihren Gewinn aus dem 2. Weltkrieg absichern wollte. Clifford verschaffte später der kriminellen BCCI Bank die offizielle Zulassung in den USA. Die Bank wusch dafür im Nebengeschäft für die CIA Rauschgiftgelder. Die hierzulande hochverehrten Brüder Dulles bauten unter Clifford den CIA auf. Allen wickelte in der Schweiz schmutzige Spionage- und Geldgeschäfte auch mit "Nazi"größen ab und wurde dafür unter Eisenhower CIA Direktor; der andere besorgte als Außenminister die US-Politik; beide waren Partner der Wall Street Firma Sullivan, Cromwell & Co Bill Casey Reagans CIA-Mann organisierte die Iran-Contra Geschäfte, bei denen es am Kongreß vorbei um Waffen und Rauschgift ging; unter Nixon war er Vorsitzender der Securities & Exchange Commission gewesen und von Haus aus Wall Street Rechtsanwalt und Börsenmakler. Der Vizepräsident der New Yorker Börse David Doherty war auch General Counsel der CIA. Bush sen. war CIA-Direktor bevor er Präsident wurde. Jetzt ist er bezahlter Berater der Carlyle Gruppe - einer der größten Militärbeschaffer in den USA, zusätzlich betreut er die US-Investitionen der bin Laden Familie. John Deutsch war Clintons CIA Direktor und im Vorstand der zweitgrößten US Bank, der Citigroup, er kaufte die mexikanische Bank Banamex, die schließlich aufflog, weil sie für den CIA Raschgiftgeld gewaschen hat. Sein Vorstandskollege von Citigroup, Nord Slatkin, war unter ihm geschäftsführender CIA Direktor. Das war nur ein Zacken des Eisbergs. Genannt werden sollte aber noch Maurice Greenburg, der geschäftsführende Vorstand des größten Investitionstopfs in den USA, nämlich der Versicherungsgruppe AIG. Er sollte 1995 CIA Direktor werden. Der Plan zerschlug sich, weil ruchbar wurde, daß er für die CIA Drogengeschäfte organisiert hatte. Er wird hier erwähnt, weil seit Gründung von Lloyds in London Versicherungen im allgemeinen und AIG im besonderen im Zentrum der Informationskriegsführung stehen. Der CIA ist nur eine von über zwanzig amerikanischer Diensten und zwar derjenige, der die Aufmerksamkeit einer eventuellen Veröffentlichung von den anderen Diensten ab auf sich lenken muß. Wahrscheinlich ist er der harmloseste, so daß man über ihn noch etwas erfahren kann. Hinter ihm wird Politik gemacht - Wurscht, welchen Abgeordneten oder welche der Alleinheitsparteien sie "demokratisch" gewählt haben!

Im demokratischen Parlament sollten sich der Idee nach die vertrauenswürdigsten Spitzenkräfte der Gesellschaft über das verständigen, was zum Wohl der gesamten Nation das beste wäre. Im westlichen Parlamentarismus wurden daraus Schaukämpfe egoistischer Interessenvertreter, während die Politik dort gemacht wird, wo man etwas davon versteht, im Privy Cousel des Kings oder der Queen, oder seit den Erfolgen der Weltkriege in den Hinterzimmern der Wall Street. Nur, wer sie dem Volk verklickern soll, darf demokratisch gewählt werden.

Jetzt wundert Sie vielleicht nicht mehr, daß Hamid Karzai, der Präsident, der den Afghanen aufgebombt worden war, früher höherer Angestellter bei der US Gas und Pipeline Firma Unical war. Sie finanzierte u.a. die Taliban mit mehreren hundert Millionen Dollar, als man noch davon ausging, daß diese die Pipeline durch ihr Land bauen würden, um Tadschikisches Öl an Rußland vorbei auf den Markt zu bringen. Man vermasselt den Amerikanern nicht ungestraft Geschäfte. Die Bomben auf Afghanistan sollten alle Zuständigen ringsum in der Welt wieder nachdrücklich daran erinnern. So etwa ist - ganz im Sinne der oben erwähnten Theorie Luhmanns - immer wieder einmal nötig.

Um Karzai und seinen Auftrag zu sichern, sind Bundeswehrsoldaten im Widerspruch zum Grundgesetz in Afghanistan. Notfalls riskieren sie dabei ihr Leben. Auf das "afghanische Volk" kommt es dabei so wenig an, wie auf Ungeziefer, wenn pflichtgemäß Bomben ausgeklinkt werden und erst hernach festgestellt wird, wen es traf, solange keine Amerikaner dabei waren. Da wundert sich "Die Welt" woher der Haß kommt, denn Selbsthaß muß es ja nicht gewesen sein. Manch einer möchte nur nicht rot werden müssen, wenn er vor dem Gang zur Arbeit in den Spiegel schaut. Damit es - vielleicht nicht gerade süß aber - ehrenwert wäre, für das Vaterland zu sterben, müßte das danach sein, wenigstens auf dem Weg zu mehr Menschlichkeit. Aber das zu beurteilen ist in unsere Gesellschaft nun einmal Geschmacksache.
 

http://www.spatzseite.de/20020217.htm