26. Oktober 2002, Aktionstag der Bremer Friedensbewegung
> Tina Ellis aus Rietberg bei Paderborn, deutsche
Ehefrau eines britischen
> Golfkriegsteilnehmers von 1991, spricht am
Samstag, 26. Oktober, beim
> Aktionstag der Bremer Friedensbewegung um
11 Uhr in Bremen-Nord und um 15
> Uhr auf dem Bahnhofsplatz. Tina Ellis wird
die Realitäten eines Krieges am
> Golf darstellen. Dabei hält sie sich
an Erfahrungen, die ihr Mann und sie
> während der Operation Wüstensturm
1991 und in den Folgejahren sammelten.
Im Vorfeld der Bremer Aktionen erklärte
Tina Ellis:
"Wahr ist, Saddam Hussein
ist ein skrupelloser Verbrecher, der allerdings auch nach seinen Giftgasmorden
an den Kurden 1988 von den USA in höchstem Maße subventioniert
wurde. Fakt ist, dass die US-Regierung im Golfkrieg 1991 wissentlich Verbrechen
gegen die eigenen Soldaten und Kriegsverbrechen gegen irakische Gefangene,
Verwundete und die irakische Zivilbevölkerung zugelassen hat und die
ehemalige UN-Botschafterin Albright den Tod von mehr als einer halben Million
Kinder aufgrund von Sanktionen als "Preis, der es wert ist gezahlt zu werden",
bezeichnete.
Während der ersten beiden Tage der Bodenoffensive
setzten drei Brigaden der ersten US-Panzergrenadierdivision auf Panzer
montierte "Pflüge" ein, um tausende irakischer Soldaten, zum größten
Teil Verwundete nach einem amerikanischen Angriff, lebendig zu begraben.
Oberst Anthony Moreno, Kommandeur der zweiten Brigade,
gibt zu, dass über eine Länge von mehr als hundert Kilometern
die Schützengräben der Iraker einfach verschüttet wurden.
Um sicherzugehen, dass niemand der Verwundeten überleben würde,
fuhr noch eine zweite Welle der "Bulldozer" über die mit Tonnen von
Sand gefüllten Schützengräben.
In der Endphase des Bodenkrieges wurden tausende
irakischer Soldaten, von denen der überwiegende Teil Wehrpflichtige
teilweise noch im Kindesalter sind, regelrecht abgeschlachtet. Im April
1991 wurde dem Europäischen Parlament beschrieben: "Hunderte irakischer
Soldaten begannen unbewaffnet mit erhobenen Händen auf die US-Stellung
zuzugehen und versuchten sich zu ergeben. Die Einheit hatte jedoch Anweisung,
keine Gefangenen mehr zu machen; Die Kommandeure eröffneten das Feuer,
indem sie eine Anti-Panzer-Rakete durch einen der irakischen Soldaten schossen;
Zu diesem Zeitpunkt begannen alle in der Einheit zu schießen. Es
war ganz einfach eine Schlächterei."
Ein weiterer Vorfall ereignete sich zwei Tage nach
Waffenstillstand. Es ist der von General Schwarzkopf genehmigte Angriff
der 24. Panzergrenadierdivision der US-Armee auf irakische Soldaten. Das
Gemetzel begann um 8.15 Uhr am 2. März 1991 und endete erst kurz nach
12.00 Uhr. Die Hellfire-Raketen der Apache-Hubschrauber leisteten ganze
Arbeit.
Sogar Sanitätsfahrzeuge mit Verwundeten wurden
nicht verschont. Im Golfkrieg gab es auch die meisten "Friendly Fire"-Vorfälle
des gesamten 20. Jahrhunderts, bei denen Soldaten eigener oder befreundeter
Einheiten von den eigenen Leuten abgeschossen wurden. Trotz deutlicher
Kennzeichnung auf den Dächern der gepanzerten Fahrzeuge sind so neun
Freunde meines Mannes ums Leben gekommen. Sie sind von US- Flugzeugen beschossen
worden.
Zehntausende alliierter Golfkriegsveteranen sind
heute krank, über 4.000 schon gestorben. Ein neues Waffensystem wurde
erstmalig im Golfkrieg von den USA und Großbritannien eingesetzt:
DU-Munition mit abgereichertem Uran, seit 1978 im Arsenal der US Army.
Bei den erkrankten ehemaligen Soldaten wird Uran im Körper nachgewiesen.
Dieses Gift wirkt radioaktiv und erbgutverändernd und lähmt mit
der Zeit die Muskeln des Körpers. Die Männer sterben oft am Zusammenbruch
der Atmungsorgane. Trotz Drängens verschiedenster Veteranenvereinigungen
und Wissenschaftler weigern sich die USA und Großbritannien, dieses
Gift aus ihrem Arsenal zu nehmen. Skrupellos wurde es an Soldaten wie meinem
Mann "getestet" und später nach Israel, Saudi-Arabien, die Türkei,
Bahrein, Taiwan und Thailand exportiert.
Britische Soldaten wurden schon im Juni 1990, zwei
Monate vor der irakischen Invasion in Kuwait, gegen Anthrax, also irakische
biologische Waffen, geimpft. Zu diesem Zeitpunkt war der Krieg vermutlich
schon beschlossen. Unter Androhung kriegsgerichtlicher Konsequenzen haben
britische Soldaten im Golfkrieg Medikamente, die nicht in den Impfpass
eingetragen wurden und die teilweise heftige körperliche Reaktionen
bis hin zu Krampfanfällen auslösten, verabreicht bekommen. Dabei
ging das Militär ziemlich skrupellos vor. "Ihr müsst dieses Zeug
nicht nehmen", sagte der Offizier. "Aber wenn ihr dann bei einem Angriff
krank werdet, stellen wir euch vors Gericht." Somit war die "Freiwilligkeit"
der Soldaten gewährleistet. Die ehemaligen Golfkriegssoldaten geben
schon lange nichts mehr auf den moralisch erhobenen Zeigefinger des Weißen
Hauses.
Es geht nicht darum, Inspektoren, die von den USA
1998 vor der erneuten Bombardierung Bagdads abgezogen wurden, wieder einzusetzen.
Es geht auch nicht darum, die irakische Bevölkerung von ihrem Joch
zu befreien. Unsere Erfahrung mit dem Pentagon und dem britischen Verteidigungsministerium
lässt uns glauben, dass der wahre und einzige Grund für eine
Intervention im Irak machtpolitische Expansionspolitik ist: die Kontrolle
über eine der erdölreichsten Gegenden der Welt. Dafür geht
man über Leichen, auch wenn es die eigenen Leute sind!
http://www.friedensforum-duisburg.de/2002/0210/021026/ellis.htm |