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: WSWS/DE : Aktuelle
Analysen : Amerika
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War die US-Regierung vor dem 11. September vorgewarnt?
Teil 3: Die Vereinigten Staaten und der Terrorismus in Nahost
Von Patrick Martin
26. Januar 2002
aus dem Englischen (22. Januar 2002)
Zu der offiziellen Version über die Angriffe auf das World Trade Center
und das Pentagon, die besagt, dass diese Angriffe für die US-Regierung
und ihre Geheimdienste vollkommen überraschend kamen, gehört
auch die Behauptung, dass die CIA und andere Geheimdienste sich zu stark
auf elektronische Überwachung verlassen und es vernachlässigt
hätten, Agenten vor Ort in die terroristischen Organisationen einzuschleusen.
Als Ergebnis, so heißt es, seien CIA und FBI ohne wirkliche Informanten
unter den islamischen Fundamentalisten nicht in der Lage gewesen, die Pläne
von Osama bin Laden aufzudecken und zu verhindern. Das Fehlen amerikanischer
Agenten wird einfach angenommen, ohne dass Beweise dafür vorliegen.
Dieses Argument dreht sich im Kreis: Der Erfolg der Angriffe vom 11. September
selbst muss dazu herhalten, um zu beweisen, dass die US-Regierung keine
Agenten im Unterstützermilieu der Entführer hatte.
Zwei Annahmen werden dabei vorausgesetzt: erstens, dass keine US-Agenten
in die terroristischen Kreise eindringen konnten; und zweitens, dass amerikanische
Staatsschützer sich selbstverständlich eingeschaltet hätten,
um den Anschlag zu verhindern, hätten sie nur im Voraus davon gewusst.
Beide Annahmen sind fragwürdig.
Die offizielle Behauptung, es habe "keine menschlichen Informanten"
im Zusammenhang mit dem 11. September gegeben, ist natürlich auf der
Grundlage empirischer oder gerichtlicher Beweise schwer zu überprüfen
oder zu widerlegen. Es liegt in der Natur solcher Aktivitäten, dass
sie im Geheimen stattfinden und dem Publikum weitgehend verborgen bleiben.
Aber die Glaubwürdigkeit dieser Behauptung muss im Licht der historischen
Bilanz der Beziehungen zwischen dem amerikanischen Imperialismus und dem
islamischen Fundamentalismus betrachtet werden.
Die Vereinigten Staaten waren über ein halbes Jahrhundert lang
tief in den Nahen Osten verstrickt, und in Afghanistan schon seit zwanzig
Jahren. US-Geheimdienste haben und hatten lange und enge Verbindungen zu
den islamischen Fundamentalisten und ermutigten sie, sich terroristischer
Gewalt zu bedienen. Ohne diese Rolle der USA hätte es keine al-Quaida
gegeben, bin Laden wäre immer noch Bauunternehmer in Saudi-Arabien
und der 11. September hätte niemals stattgefunden.
Die Ursprünge der Mudjahedin
Die Attentäter vom 11. September 2001 waren noch nicht geboren,
als die US-Regierung begann, gewalttätige islamische Fundamentalisten
zu unterstützen und sie gegen politische Gegner im Nahen Osten zu
benutzen. Schon 1950 haben die Vereinigten Staaten und ihr wichtigster
verbündeter Staat im arabischen Raum, Saudi-Arabien, fundamentalistischen
Gruppen wie der Moslembruderschaft in Ägypten finanzielle Hilfe zukommen
lassen. US-Politiker unterstützten die Fundamentalisten gegen den
pan-arabischen Nationalismus von Ägyptens Staatschef Gamal Abdel Nasser
wie auch gegen sozialistische Elemente in der arabischen Arbeiterklasse,
besonders auf den saudischen Ölfeldern.
Ein Beobachter dieses Prozesses schreibt: "In der Zeit von 1958-60 begann
das US-Außenministerium, die kommunistische Bedrohung in Nahost zu
übertreiben, und die CIA von ARAMCO, und auch die CIAs in Beirut und
Kairo begannen, islamisch fundamentalistische Gruppen als Gegengewicht
zu Nasser aufzubauen. Zum Teil war dies eine Erweiterung von Kim Roosevelts
früherem erfolgreichem Einsatz muslimischer Elemente (Fadayeen Islam)
gegen die Linken im Iran. Die anti-Nasser Moslembruderschaft wurde gegründet,
und religiöse Führer wurden angestachelt, die UdSSR wegen ihrer
anti-muslimischen Politik anzugreifen." (Said K. Aburish, The Rise,
Corruption and Coming Fall of the House of Saud, St. Martin's Press,
New York 1996, p.161)
Diese Beziehung dehnte sich mit dem Ausbruch des Bürgerkriegs in
Afghanistan quantitativ und qualitativ immer weiter aus. Schon vor der
Invasion des Landes durch die Sowjetunion im Dezember 1979 hatten die Vereinigten
Staaten entschieden, den islamisch fundamentalistischen Parteien, die einen
Guerillakrieg gegen das Regime in Kabul führten, das im April 1978
durch einen Militärputsch an die Macht gekommen war und von der Sowjetunion
gestützt wurde, finanzielle und militärische Unterstützung
zu gewähren.
Zbigniew Brzezinski, nationaler US-Sicherheitsberater, hoffte, dass
sich ein ausgewachsener Krieg in Afghanistan für die Sowjetunion als
genauso schwächend erweisen würde wie Vietnam für die Vereinigten
Staaten. Die Carter-Regierung begann, Waffen und Geld hineinzupumpen, und
begünstigte besonders die am weitesten rechts stehenden islamischen
Fundamentalisten, die ideologischen Vorläufer der Taliban und Osama
bin Ladens.
Carters Nachfolger Ronald Reagan unterstützte die Fundamentalisten
begeistert. Er pries politische Organisationen als "Freiheitskämpfer",
die sich um die Errichtung eines Staats bemühten, der sich auf eine
mittelalterliche Version des islamischen Rechts gründete: eine religiöse
Diktatur, die Sklaverei, Unterdrückung der Frauen und barbarische
Verstümmelungen für angebliche Gesetzesbrecher praktiziert.
Aber der Mann, der den Titel "Gründervater" der al-Quaida wirklich
verdient, ist der Direktor von Reagans CIA, William Casey. Casey initiierte
die Kampagne, militante Islamisten aus der ganzen Welt nach Afghanistan
zu holen und für die anti-sowjetische Sache zu rekrutieren. Islamische
Fundamentalisten aus Dutzenden Ländern - von Marokko bis Indonesien,
und sogar einige schwarze Muslime aus den Vereinigten Staaten - reisten
mit wohlwollender Zustimmung der CIA nach Afghanistan, wurden an Waffen
und Sprengstoffen ausgebildet und zogen mit US-finanzierten Gewehren in
den Kampf.
Osama bin Laden selbst war ein Produkt dieses Prozesses. In den frühen
achtziger Jahren kam er zum erstenmal als Sympathisant der afghanischen
Mudjahedin nach Afghanistan und setzte seine Kenntnisse aus dem Bauwesen
ein, um Straßen, Festungen und andere Einrichtungen zu bauen, für
die er einesteils aus eigener Tasche bezahlte, zum andern von den USA Geld
erhielt. In Afghanistan knüpfte er auch Kontakte zu islamischen Fundamentalisten
auf der ganzen Welt, die es später möglich machten, terroristische
Attentate gegen US-Objekte auszuführen. Was die Bush-Regierung und
die amerikanischen Medien heute als globale Verschwörung islamischer
Extremisten dämonisieren, ist also ein Frankensteinmonster, das die
amerikanische Regierung selbst geschaffen hat.
Diese Geschichte wird von den bewussteren Strategen des amerikanischen
Imperialismus wohl verstanden. Zbigniew Brzezinski bemerkte vor einigen
Jahren zynisch, dass das Aufkommen von al-Quaida als akzeptabler Preis
für die Förderung amerikanischer Interessen im Nahen Osten und
weltweit in Kauf genommen werden müsse. Er sagte einer französischen
Zeitung: "Was war in der Weltgeschichte wichtiger? Die Taliban oder der
Niedergang des sowjetischen Imperiums? Einige überdrehte Islamisten
oder die Befreiung Zentraleuropas und das Ende des Kalten Krieges?" (Interview
mit Vincent Javert in Le Nouvel Observateur, 15.-21.Januar 1998)
Al-Quaida und die CIA
Bin Laden wandte sich, wie heute allgemein berichtet wird, 1991-92 gegen
die Vereinigten Staaten, nachdem im Verlauf des Golfkriegs ein großes
Kontingent amerikanischer Soldaten in Saudi-Arabien eingesetzt worden war.
Die offizielle Version lautet, dass dies das Ende aller Kontakte zwischen
US-Geheimdiensten und den islamischen Fundamentalisten bedeutete, die daraufhin
die al-Quaida aufbauten.
Hier gerät unsere Analyse notwendigerweise auf ein Feld, wo es
wenig gesicherte und dünn gesäte Fakten gibt, und wo man auf
Schlussfolgerungen und Wahrscheinlichkeiten zurückgreifen muss. Ist
es glaubhaft, dass die CIA nach einem Jahrzehnt intimster Verbindungen
zu den afghanischen Mudjahedin plötzlich von allen Informationen abgeschnitten
war und nicht mehr feststellen konnte, was ihre einstmaligen Proteges machten?
Die unterwürfigen amerikanischen Medien haben niemals in Frage
gestellt, was die Bush-Regierung, das Pentagon oder die Sprecher des FBI
über dieses Thema sagten, und man sollte nicht darauf bauen, dass
ein hochbezahlter amerikanischer Journalist seinen Arbeitsplatz aufs Spiel
setzt, indem er solche Fragen stellt. Aber die langfristige und vertrauliche
Beziehung der CIA mit den afghanischen Mudjahedin lässt es doch unwahrscheinlich
erscheinen, dass alle Quellen des Geheimdienstes auf einmal versiegt sind.
Die CIA versteht sich auf eine genaue Kenntnis ihrer Kollaborateure
und arbeitete über ein Jahrzehnt mit bin Laden und seinen Sympathisanten
und Anhängern zusammen. Selbst heute, nach zehn Jahren zunehmender
Feindschaft, stammen diejenigen, die von amerikanischen Regierungs-Quellen
als bin Ladens wichtigste Helfer bezeichnet werden, größtenteils
aus den Reihen der ägyptischen und Saudi-islamischen Fundamentalisten,
die während des Kriegs in Afghanistan radikalisiert worden waren.
Die CIA kannte ihre Familien, ihre Schwächen und Laster, und sie war
niemals zimperlich im Gebrauch solcher Informationen, um Individuen zu
kompromittieren und ihre Zusammenarbeit für ihre Zwecke sicherzustellen.
Das heißt nicht, dass es keinen wirklichen Konflikt zwischen bin
Laden und der US-Regierung gegeben habe, oder dass al-Quaida bloß
eine Front-Organisation gewesen sei. Es ist nicht nötig, zu solchen
Verschwörungstheorien zu greifen, wenn man die Behauptung zurückweist,
die US-Regierung habe keine Ahnung von den Plänen der terroristischen
Gruppe gehabt. Vielmehr ist die offizielle Version lächerlich und
weit hergeholt: die Behauptung, dass der größte und finanziell
am besten ausgestattete Geheimdienst der Welt keinen Schwachpunkt in einer
Organisation hätte finden können, deren Mitglieder früher
in seinen Diensten standen.
Trotz ihrer momentanen Mystifikation in der Öffentlichkeit waren
bin Laden & Co ein wesentlich leichter zugängliches Zielobjekt,
als zum Beispiel stalinistische Regimes wie in Nordvietnam oder Nordkorea.
Die CIA hat seit 1950 Quellen unter den islamischen Fundamentalisten unterhalten.
Mehr noch: verbündete Geheimdienste, darunter mindestens diejenigen
Ägyptens, Saudi-Arabiens und Pakistans - von Israel ganz zu schweigen
- werden wohl ihre eigenen Kontakte gehabt haben.
Die Rolle von Provokateuren
Es ist wichtig, den 11. September im Zusammenhang mit früheren
terroristischen Angriffen auf amerikanische Ziele zu untersuchen, besonders
mit dem Bombenanschlag von 1993 auf das World Trade Center und denjenigen
von 1998 auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania. Bei beiden Attentaten
kam heraus, dass amerikanische Provokateure eine entscheidende Rolle spielten.
Dies lässt Zweifel an der Behauptung aufkommen, der US-Geheimdienst
sei nicht in der Lage gewesen, al-Quaida zu infiltrieren. Und es wirft
die Frage auf, ob ähnliche Agents provocateurs auch am 11.
September eine Rolle spielten.
Die wegen des Attentats von 1993 auf das World Trade Center Angeklagten,
denen auch eine spätere Verschwörung mit dem Ziel, weitere Objekte
in New York City in die Luft zu sprengen, zur Last gelegt wurde, waren
fast alle früher Guerillakämpfer in Afghanistan gewesen und dann
mit verdeckter Unterstützung der US-Geheimdienste in die Vereinigten
Staaten eingereist. Unter ihnen war ein früherer ägyptischer
Geheimagent und Informant der US-Regierung, Emad Salem, der als der wichtigste
Anstifter eines Plans entlarvt wurde, Ziele im Großraum New York
City zu bombardieren.
Salem und das FBI sagten aus, er habe von 1991 bis 1992 und dann wieder
vom April 1993 an als Informant gearbeitet, allerdings nicht in dem Zeitraum,
als das in Frage stehende Attentat vom März 1993 organisiert wurde,
bei dem sechs Personen getötet und die Tiefgeschosse der Zwillingstürme
zerstört wurden. Dies war offensichtlich ein durchsichtiger Versuch
einer Antwort auf die Frage auszuweichen, warum das FBI, durch seinen Informanten
gewarnt, nichts unternahm, um das Attentat zu stoppen.
Bei den Ereignissen von 1998 kam heraus, dass die US-Regierung zwei
Wochen vor dem Bombenangriff in Kenia gewarnt worden war. Im Prozess vom
vergangenen Jahr gegen vier Männer, die der Bombenattentate angeklagt
waren, konnten die Verteidiger beweisen, dass US-Beamte die Warnungen nicht
an das Personal der bedrohten Botschaften weitergaben, was zur hohen Zahl
der Opfer beitrug und besonders unter der lokalen Zivilbevölkerung
Opfer forderte, da sich viele zur Zeit der Explosionen in oder in der Nähe
der Gebäude aufhielten.
Diese Information kam ebenso wie mindestens eine der Warnungen vor dem
11. September vom israelischen Geheimdienst Mossad. Außerdem war
einer der wegen der Bombenangriffe in Kenia und Tansania Angeklagten, Ali
A. Mohamed, ein ehemaliger Sergeant der Green Berets und Ausbilder
für besondere Kriegsführung; er war ein ehemaliger ägyptischer
Sicherheitsoffizier, der mit Unterstützung eines besonderen CIA-Programms
zur Verleihung der Staatsbürgerschaft an Schlüsselinformanten
in die Vereinigten Staaten eingereist war. Obwohl sich Mohamed angeblich
wegen des Golfkriegs von 1991 von der US-Regierung abwandte, diente er
noch bis 1995 der Regierung als Informant.
Zweifellos waren diejenigen, die am Bombenangriff von 1993 auf das World
Trade Center, an den Angriffen von 1998 auf die US-Botschaften in Kenia
und Tansania und an ähnlichen Gewalttaten teilnahmen, islamische Fundamentalisten,
die glaubten, sie würden der US-Regierung damit einen Schlag versetzen.
Aber in der trüben Welt der Agenten, Doppelagenten und Agents Provocateurs
könnte
es wohl sein, dass sie benutzt wurden, um den Zwecken des amerikanischen
Imperialismus zu dienen, der terroristische Angriffe - allen voran den
vom 11. September - als Vorwand für militärische Aktionen im
Ausland und Angriffe auf demokratische Rechte im Innern nutzt.
Terroristische Anschläge auf unschuldige Zivilisten sind politisch
reaktionär, ganz unabhängig davon, welches Motiv oder welcher
Vorwand ihnen zugrunde liegt. Mehr noch: weil der Terrorismus die bewaffnete
Aktion einer kleinen Minderheit als Ersatz für den Kampf zur Entwicklung
eines politischen Bewusstseins der Massen betrachtet, ist es für imperialistische
Agenten viel leichter, Sympathie zu heucheln, einzudringen und die betreffende
Organisation zu manipulieren. Von diesem politischen Standpunkt aus ist
die Behauptung, der US-Geheimdienst sei nicht in der Lage gewesen, al-Quaida
zu infiltrieren, nicht glaubwürdig.
Einige sonderbare Verbindungen
Der vielleicht verwirrendste Aspekt um den 11. September besteht darin,
die wirkliche Beziehung zwischen bin Laden selbst und der US-Regierung
herauszuarbeiten. Er war natürlich zehn Jahre lang ein kostbares Pfand
der CIA. Er ist einer von mehreren Dutzend Söhnen eines saudischen
Baumilliardärs, dessen Familie langjährige Verbindungen zu den
Vereinigten Staaten pflegt, insbesondere zur Familie von George W. Bush.
(Die bin Ladens waren Investoren der Carlyle-Gruppe, der milliardenschweren
Risikokapital-Gesellschaft, die den ehemaligen Präsidenten und Vater
des heutigen Präsidenten als hochdotierten "Regenmacher" auf ihrer
Gehaltsliste führte, damit er im Nahen Osten die Werbetrommel rühre.
Nach dem 11. September haben die bin Ladens ihre Aktien an dieser Firma
verkauft.)
Noch 1996, über vier Jahre nachdem Osama bin Laden seine Absicht
bekannt gegeben hatte, die USA aus Saudi-Arabien zu vertreiben, lehnte
die US-Regierung einen Vorschlag des Sudan ab, ihn auszuliefern. US-Politiker
behaupteten, es gebe nicht genug Beweismaterial, um bin Laden vor einem
US-Gericht wegen terroristischer Aktionen zu verurteilen. Sogar als sein
Name im Zusammenhang mit den Anschlägen von 1998 auf die Botschaften
genannt wurde, hatte die CIA überraschend viele Schwierigkeiten, ihn
in Afghanistan ausfindig zu machen.
Am 31. Oktober 2001 veröffentlichte die französische Tageszeitung
Le
Figaro - eine der konservativsten Zeitungen des Landes - eine sensationelle
Story: Sie behauptete, dass bin Laden mit CIA-Beamten zusammengetroffen
sei, als er sich fast zwei Wochen lang, vom 4.-14. Juli 2001, im amerikanischen
Krankenhaus von Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten wegen eines
Nierenleidens behandeln ließ.
Der Bericht wurde von US-Politikern und Vertretern der Vereinigten Arabischen
Emirate rundheraus abgestritten, und es gibt keine Möglichkeit einer
unabhängigen Überprüfung. Aber die Zeitung hat sicherlich
gute Verbindungen. Einer ihrer wichtigsten Investoren ist die Carlyle-Gruppe,
die private Gesellschaft, die die Bush-Familie und die bin-Laden-Familie
direkt verbindet.
Es gibt weitere Indizien dafür, dass die Beziehungen zwischen der
US-Regierung und islamischen Terroristen nicht so sind, wie sie in den
amerikanischen Medien dargestellt werden.
Da wäre zum Beispiel der Fall von Nabil al-Marabh, der im Juni
2001 in Niagara Falls aufgegriffen wurde, als er, versteckt im Anhänger
eines Trucks, mit einem gefälschten Pass die Grenze von New York passieren
wollte, und von den US-Einwanderungsbehörden nach Kanada zurückgeschickt
wurde. "Neun Monate früher hatte man ihn bei amerikanischen Geheimagenten
als einen Beauftragten Osama bin Ladens in den Vereinigten Staaten angezeigt.
Amerikanische Zollbeamte wussten von Geld, das er einem Verbündeten
von bin Laden in den Nahen Osten überbracht hatte. Und die Bostoner
Polizei hatte einen Haftbefehl für ihn herausgegeben, nachdem er seine
Bewährungsauflage wegen einer Messerstecherei mit einem Freund verletzt
hatte." Al-Marabh wurde in Kanada gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt
und später, nach den Anschlägen vom 11. September, in der Nähe
von Chicago festgenommen. Während er in Kanada im Gefängnis
war, "prahlte Marabh vor seinen Zellengenossen, er sei ein ‚Sonderfall‘
des FBI." ( New York Times, 5. Oktober 2001)
Dann ist da noch der Bericht, der am 24. September in Newsweek erschien.
Das Wochenmagazin berichtete, dass am 10. September "eine Gruppe von Top-Pentagon-Beamten
plötzlich offensichtlich aufgrund von Sicherheitsbedenken ihre Reisepläne
für den nächsten Morgen aufgab". Dies legt nahe, dass bestimmte
Leute im amerikanischen Staatsapparat informiert waren - nicht nur über
den enormen Umfang des Anschlags, sondern sogar über sein genaues
Timing. Unnötig zu sagen, dass keine größere amerikanische
Zeitung diesem Bericht nachging.
Und was soll man von einem Artikel halten, der am 23. September in der
Washington
Post erschien, auf der Titelseite der Zeitung und mit folgender Überschrift
in zwei Zeilen: "Untersuchungsrichter identifizieren vier bis fünf
mit bin Laden verbundene, in den USA aktive Gruppen. Keine Verbindung zwischen
den Mitgliedern dieser ‚Zellen‘ und den 19 Entführern festgestellt,
erklären Beamte"?
Der Artikel berichtet, dass das FBI mehrere al-Quaida-Gruppen identifiziert
habe, die "in den letzten Jahren" in den Vereinigten Staaten operiert hätten,
aber dass keinerlei Verbindungen zwischen ihnen und den 19 Entführern
vom 11. September festgestellt worden seien. Dies ist ein erstaunliches
Eingeständnis, wenn man bedenkt, dass die gesamte amerikanische Militärkampagne
gegen Afghanistan auf der Behauptung beruht, bin Laden sei für die
Selbstmordanschläge verantwortlich.
In dem Artikel heißt es weiter: "Das FBI hat keine Verhaftungen
vorgenommen, weil die Gruppenmitglieder in den letzten Jahren legal in
das Land eingereist waren und sich seither nicht an illegalen Aktivitäten
beteiligt haben, wie die Beamten erklären. Regierungspolitiker sagen,
es sei ihnen nicht bekannt, warum die Zellen hier seien, was ihr Zweck
sei oder ob ihre Mitglieder Attentate planten. Ein Politiker beschrieb
ihre Anwesenheit sogar als ‚möglicherweise positiv‘, obwohl andere
eine etwas düsterere Interpretation haben und versichern, dass Maßnahmen
ergriffen würden, um die Öffentlichkeit zu schützen."
Hier stocken die Sinne: Inmitten einer bundesweiten Netzfahndung, während
Hunderte arabische und muslimische Amerikaner nur auf Grund ihrer Herkunft
und Religion zusammengetrieben und verhört werden, erklärt das
FBI gegenüber der wichtigsten Tageszeitung der Bundeshauptstadt, es
habe bekannte Kollaborateure von Osama bin Laden nicht verhaftet, weil
sie seit ihrer Ankunft in den USA nichts Falsches getan hätten. Ihre
Anwesenheit könne sogar "positiv" sein - eine erstaunliche Charakterisierung,
nachdem fast 3.000 Menschen ermordet wurden.
Der Post -Artikel wurde von Bob Woodward und Walter Pincus gemeinsam
geschrieben, eine Tatsache, die seine Bedeutung noch steigert. Woodward
muss all jenen, die mit dem Watergate-Skandal vertraut sind, nicht mehr
vorgestellt werden. Er war der Empfänger der berühmtesten Information,
die in der amerikanischen Geschichte je durchgesickert ist. Er bekam Insiderwissen
über Nixons Taten in Watergate aus einer Quelle zugespielt, die bei
Woodward "tiefer Rachen" heißt und die niemals enttarnt wurde. Man
nimmt an, es handle sich um einen Topbeamten im nationalen Sicherheitsapparat.
Walter
Pincus ist ein Post -Redakteur für nationale Sicherheitsfragen,
der über die CIA und das Pentagon schreibt. Er arbeitete in den sechziger
Jahren als CIA-Agent, als er Mitglied der National Student Association
(nationale Studentenverbindung) war, ein Fakt, der erst zwanzig Jahre später
ans Licht kam.
Ein Artikel dieser zwei Personen, noch dazu so prominent auf der ersten
Seite der Washington Post publiziert, sollte als halboffizieller
Wink der US-Geheimdienste verstanden werden, dass ihre Beziehung zu Osama
bin Laden wesentlich komplexer ist, als es in der Propaganda, die jetzt
die Medien beherrscht, dargestellt wird.
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