Sharons Kriegsplan aufgedeckt

Die Hamas ist sein Werkzeug

von Jeffrey Steinberg, Historiker 

thk. Die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Israel auf der einen und den militanten palästinensischen Organisationen auf der anderen Seite haben trotz militärischer Intervention Israels im Westjordanland und im Gazastreifen nicht abgenommen. Das jüngste Attentat in Israel, das mindestens 17 Todesopfer und Dutzende von teilweise Schwerverletzten gefordert hat, legt ein erschütterndes Zeugnis davon ab. In den meisten Fällen sind es immer die gleichen Organisationen, die die Verantwortung für den jeweiligen Anschlag übernehmen: die Hamas, der Islamische Jihad, die Kassam-Brigaden, die al-Aksa-Brigaden und weitere. Auch bei den in der Geburtskirche Jesu Eingeschlossenen befanden sich unter den 13 Palästinensern, die nach zähen Verhandlungen in verschiedene europäische Länder ins Exil geschickt wurden, Vertreter dieser Terrororganisationen; zwei davon gehören der Hamas an. Wer schon über einen längeren Zeitraum die Entwicklung im Nahen Osten verfolgt hat, wird feststellen, dass häufig nach einer Phase relativer Ruhe ein gezielter Anschlag - entweder auf einen palästinensischen Führer oder auf israelische Bürger - eine erneute militärische Auseinandersetzung nach sich zieht, die meist in der Zerstörung palästinensischer Einrichtungen gipfelt. Dabei beschleicht den Betrachter ein ungutes Gefühl, und man kann sich nur schwerlich des Eindrucks erwehren, dass hier vor der Öffentlichkeit verborgene Kräfte am Werk sind. 
Bereits im Juli 2001 hat der Historiker Jeffrey Steinberg in seinem Artikel «Sharons Kriegsplan aufgedeckt: Die Hamas ist sein Werkzeug» eine mögliche Ursache dieser Dynamik dargelegt, die sich in einem erschreckenden Ausmass bestätigt hat und dem Artikel noch heute grosse Aktualität verleiht. Zeit-Fragen druckt im folgenden diesen Artikel zur Dokumentation und als Diskussionsbeitrag ab.
Aus hochrangigen amerikanischen Quellen hat die Executive Intelligence Review (EIR) Einzelheiten über Pläne des israelischen Premierministers Ariel Sharon für einen neuen Krieg im Nahen Osten erfahren. Diese Pläne wurden seit Anfang dieses Jahres [2001 d. Red.], nur wenige Tage nach seinem Amtsantritt, vorangetrieben und warten nur darauf, umgesetzt zu werden. Gemäss den Quellen traf Sharon kurz nach seiner Wahl mit einer Gruppe getreuer politischer und militärischer Verbündeter zusammen und legte in verschiedenen vertraulichen Memoranden einen Kriegsplan vor, der sich gegen die Palästinensische Autonomiebehörde, das Hashemitische Königreich Jordanien und andere arabische Nachbarn richtet.

Zwei entscheidende Faktoren wurden mit Quellen belegt:

1. Sharon hat die Absicht, die Hamas-Gruppe als Werkzeug für die Destabilisierung Jordaniens zu benützen, um letzten Endes König Abdullah II. zu stürzen und Jordanien zu einem «Palästinensischen Homeland» unter der Kontrolle der Hamas zu machen. Zu diesem Zweck hat Sharon, der wesentlich zur Entstehung der Hamas-Bewegung beitrug, seinen Sohn als Abgesandten zu dieser islamischen Gruppierung geschickt. Laut Angaben der genannten Quellen haben massgebliche Hamas-Mitglieder Jordanien bereits infiltriert, um für die kommenden Tage oder Wochen [Spätsomer 2001, die Red.] Sharons Provokation eines Krieges vorzubereiten.
In mancher Hinsicht ist die von Sharon unterstützte Hamas, die gegen Jordanien vorgehen soll, eine Wiederholung der Destabilisierung Jordaniens durch den «Schwarzen September» von 1970, in die Abu Nidal verwickelt war. Abu Nidal wurde schon lange verdächtigt, ein Gehilfe des britischen und des israelischen Geheimdienstes zu sein.
In den siebziger Jahren wurde die Hamas von den israelischen Besetzungstruppen als «Gegentrupp» zur Palästinensischen Befreiungsorgannisation PLO von Jassir Arafat aufgebaut. Die israelischen Behörden erteilten einzelnen Personen, die später als Hamas-Führer in Erscheinung traten, Bewilligungen, um Verpflegungsküchen, Spitäler, Schulen und Tageshorte aufzubauen und eine Regierungsstruktur als Alternative zu Arafats Fatah errichten zu können. 

2. Sharon hat die Absicht, die Bush-Administration dahingehend zu manipulieren, dass sie die Kriegstreiberei de facto unterstützt. Sharon nimmt an, dass Präsident Bush dazu gebracht werden kann, die israelische Kriegstreiberei zu unterstützen, weil Bush eine Rechtfertigung für die Aufstockung des Verteidigungsetats braucht. Um dafür jedoch die Unterstützung des Kongresses zu erhalten, muss eine Kriegsgefahr vorliegen, die wahrnehmbar ist. Sharon bleibt zuversichtlich, dass er schliesslich die amerikanische Unterstützung für seine Kriegsmanöver erhält. Dies trotz der öffentlichen Rüge durch Präsident Bush anlässlich des Gipfels im Weissen Haus im Juni und trotz nachfolgender Statements von Aussenminister Collin Powell, mit denen dieser die von der Mitchell-Kommission vorgeschlagenen vertrauensbildenden Massnahmen in ihrer Gesamtheit unterstützte, die zu einem endgültigen Friedensabkommen mit den palästinensischen Behörden führen sollten.
Tatsächlich hat Verteidigungsminister Donald Rumsfeld am 6. Juli in einer Aussage vor dem Kongress bestätigt, dass eine kriegsbedingte Krise der Administration Spielraum geben würde, um die Verteidigungsausgaben von derzeit 3% des Bruttoinlandproduktes auf 8 bis 10% anzuheben.
Sharon schätzt die Lage so ein, dass Colin Powell und andere, die die Provokation eines Krieges nicht befürworten, durch Israel und die amerikanischen «Israel-Lobbyisten», mit denen Bush eine Konfrontation vermeiden möchte, ausmanövriert werden können. Ein hochrangiger Berater von Verteidigungsminister Rumsfeld hat sich letzthin darüber beklagt, dass die Verwaltung des Pentagon durch die Likud-Partei von Sharon übernommen worden sei. 

Entsendung von Mordkommandos

Gemäss den Quellen soll Sharon mindestens zwei israelische Mordkommandos mit der Instruktion nach Europa geschickt haben, prominente Araber, die mit Arafat in Verbindung stehen, umzubringen. Wie verlautet, sind - mit heimlicher israelischer Unterstützung - Hamas-Teams auch aktiviert worden, um amerikanische Einrichtungen in Europa und dem Nahen Osten anzugreifen. Ein «islamistischer» Terrorangriff gegen amerikanische Ziele, so glaubt Sharon, würde den Segen der USA für beliebige israelische «Vergeltungsschläge» gegen den Irak, gegen Iran oder Syrien garantieren. 
Die Quellen berichten, dass Sharons sogenannte «Mässigung» nach dem Bombenanschlag vom 1.Juni auf eine Diskothek in Tel Aviv dem Zweck diente, innenpolitische Unterstützung für einen späteren Krieg zu gewinnen. Israels rechter Flügel ist vollständig mobilisiert, um sicherzustellen, dass Sharon hart zuschlagen wird, wenn das nächste Mal ein Selbstmordattentat innerhalb Israels verübt wird. Und die Mitte-Links-Gruppierungen sind dazu gebracht worden zu glauben, dass der «neue» Sharon gemässigter sei und bereit sei, eine friedliche Lösung zu suchen. 
Weiter führen die Quellen aus, dass Sharon innerhalb Israels skrupellose psychologische Kriegsführung betreibt, um öffentliche Unterstützung für einen Krieg zu bekommen, indem er ununterbrochen Terrordrohungen inszeniert. Ein israelischer Geschäftsmann bestätigte, dass die israelische Polizei fast jede Nacht in Restaurants, Hotels, Läden usw. kommt und die Kunden dazu auffordert, das Gebäude wegen «Bombendrohungen» zu räumen. Dem Geschäftsmann, einem früheren Beamten des Mossad, wurde durch die israelischen Behörden mitgeteilt, dass diese Drohungen in praktisch allen Fällen blinder Alarm seien. Dies würde praktiziert, um die Öffentlichkeit zu traumatisieren und sie dazu zu bringen, sämtliche militärischen Angriffe gegen die Araber zu billigen.
In einem weiteren Akt von psychologischer Kriegsführung schloss Sharon Anfang Juli vorübergehend die Wasserversorgung Tel Avivs. Er behauptete, es lägen Beweise vor, dass palästinensische Terroristen die Versorgung vergiftet haben könnten. Er ernannte Ury Saguy, den früheren Chef des militärischen Geheimdienstes, zum Direktor der Mekorot National Water Company.
Gemäss US-Quellen hat Sharon von hochrangigen britischen Gruppierungen den Segen für einen konventionellen Krieg erhalten. Dieser würde London eine Gelegenheit bieten, seinen Einflussbereich am Persischen Golf auszuweiten. Bald wird Sharon um ein Treffen mit dem russischen Präsidenten Vladimir Putin ersuchen. Er wird versuchen, von Moskau etwas Unterstützung für seine Kriegspläne zu erhalten. Wie verlautet, hat Sharon ein geheimes Memorandum entworfen, in dem er darlegt, dass die Vertreibung sowohl einer grossen Anzahl von israelischen Arabern als auch Palästinensern Israel erlauben würde, die mehr als eine Million russischer Juden vollständig zu integrieren, die zwar nach Israel emigriert sind, dort jedoch in Armut leben.

Der LaRouche-Faktor

Eine US-Quelle berichtete, dass Sharons Möglichkeiten, jüdische Terroristen für eine Provokation im Gebiet des Tempelberges - den heiligen islamischen Stätten Haram Al Sharif - einzusetzen, durch die Veröffentlichung des EIR-Spezial-Reports vom letzten Dezember eingeschränkt wurden. Im EIR-Report «Wer entfacht einen religiösen Krieg im Nahen Osten?» wurde aufgedeckt, dass Sharon und die britische Monarchie am Plan, den Nahen Osten in die Luft zu sprengen, beteiligt waren. Die Quelle fügt hinzu, dass sich Sharon jetzt darauf vorbereitet, einen terroristischen Anschlag gegen die israelische Zivilbevölkerung dafür zu nutzen, den Krieg zu rechtfertigen. Dieser Anschlag wird wahrscheinlich von Hamas-Terroristen ausgeführt werden, die de facto Sharons Befehlen gehorchen.
Die Quellen halten fest, dass hochrangige israelische Militärs und Beamte der Geheimdienste die Einschätzung von Lyndon LaRouche teilen, dass Israel einen langwierigen, irregulären Krieg nicht gewinnen kann. Für eine Mehrheit der israelischen Berufsmilitärs bedeutet dies, dass Israel ein sinnvolles Friedensabkommen mit der Palästinensischen Autonomiebehörde akzeptieren muss. Für Sharon und seine fanatischen Verbündeten bedeutet dies jedoch, dass Israel einen allgemeinen Krieg provozieren muss: Unter dem Vorwand des Krieges könnte Israel jene Gebiete besetzen, die im Moment der Kontrolle der Palästinensischen Autonomiebehörde unterstehen, und es könnte die palästinensische Führung entweder eliminieren oder vom Gaza-Streifen und von der Westbank ins Exil schicken.
Sharon würde jeden Vorwand benutzen, um einen militärischen Schlag gegen den Irak zu rechtfertigen, wahrscheinlich auch eine Bodeninvasion gegen den Irak durch das Gebiet Jordaniens. Dies würde König Abdullah II stürzen und den Weg für eine Hamas-Regierung in Jordanien freimachen. Israel hat bereits Radarinstallationen in Syrien angegriffen.
Indem ein solcher regionaler Krieg als «Reaktion» auf einen Terroranschlag entfacht wird, vor allem im Zusammenhang mit gleichzeitigen terroristischen Aktionen gegen amerikanische Ziele, hofft Sharon, dass Israel die volle Unterstützung der Vereinigten Staaten und Westeuropas bekommen wird.
Schliesslich, so folgern die Quellen, würde Sharon damit beginnen, einen grossen Teil der arabischen Bevölkerung Israels zusammen mit einer Mehrheit der Palästinenser der Westbank und des Gaza auf das Ostufer des Jordans zu «verlegen», unter die Herrschaft eines von Sharon gesponserten Hamas-Regimes. Somit würde eine «Endlösung» des «palästinensischen Problems» erreicht. Nach dem Bombenattentat auf die Disco in Tel Aviv hat Sharon ohne Erfolg versucht, im Kabinett Unterstützung für eine Massenvertreibung von Palästinensern und israelischen Arabern zu finden.

«Ha'aretz» und Jane's bestätigen den EIR-Report

Dieser Bericht wurde am 10. Juli auf die Webseite von EIR, www.larouchepub.com, geladen. Danach griffen andere Quellen ihn auf. Am 11.Juli publizierte die Tageszeitung Ha'aretz einen Kommentar von Gideon Samet, der den Plan von Sharon bestätigte. «Vertrauen Sie nicht darauf, dass Premierminister Ariel Sharon keinen allgemeinen Angriff, keine aktive, verteidigungsorientierte Kampagne oder keine chirurgische Operation initiiert - wählen Sie eines davon aus,» schrieb er. 
CBS News berichtete am 12.Juli, dass die Jane's Information Group in London einen Bericht verfasst habe, nach dem Israel eine «massive Invasion der palästinensischen Gebiete…» plane, «um die bewaffneten Kräfte der Palästinenser und die Palästinensische Autonomiebehörde zu zerstören, damit Präsident Jassir Arafat ins Exil zu zwingen, wie vor 12 Jahren war nach der israelischen Invasion im Libanon im Jahre 1982». CBS berichtet, der Plan fordere «Luftangriffe durch F-15- und F-16-Kampfbomber, schweres Artilleriefeuer und dann einen Angriff von kombinierten Truppen von 30000 Mann, einschliesslich Fallschirmspringern, Panzerbrigaden und Infanterie... Der Bericht sagt aus, dass der israelische Invasionsplan nach einem weiteren Selbstmordattentat, das so wie jenes in der Disco in Tel Aviv letzten Monat eine hohe Anzahl von Toten fordert, ausgeführt werde.»
Weder Ha'aretz noch CBS noch Jane's erwähnten die Verbindungen Sharons zur Hamas - ein unabdingbares Merkmal des Kriegsplanes, der durch die EIR-Quellen aufgedeckt wurde.
Executive Intelligence Review (EIR) vom 20. Juli 2001 (Übersetzung Zeit-Fragen)

Quelle: Centre for Research on Globalisation (CRG), www.globalresearch.ca vom 5.4.2002
 

Artikel 12: Zeit-Fragen Nr.24 vom 10.6.2002, letzte Änderung am 11.6. 2002

http://www.zeit-fragen.ch/ARCHIV/ZF_93b/T12.HTM